bis 16.10. | #4386ARTatBerlin | Galerie Inga Kondeyne zeigt ab 07. September 2024 die Ausstellung Strichhaltige Gründe des Künstlers Kazuki Nakahara.
Wer je bei Inga Kondeyne schon einmal oder gar mehrfach Exponaten des Zeichners Kazuki Nakahara begegnet ist, der vermag vermutlich rege Reminiszenzen zu aktivieren an mit schier unendlich variablen Zeilenformationen und Zeilenabbrüchen übersäte, zumeist großformatige Blätter: atmosphärische Areale, die den Atem einer luftigen Leichtigkeit aussenden.
Die Flüchtigkeit der Erscheinungen bleibt in den neuen Blättern immer gewahrt; indessen: es waltet in ihnen eine andere Gestimmtheit. Nach wie vor ist die Sicht frei auf die von Nakahara Zeile für Zeile ausgefertigte Ansammlung unterschiedlichster Zeichnungskürzel mit dem Charakter leerer Signifikanten, wobei jede Zeile zugleich absichtsvolle Aussparungen vorhält, die ihrerseits in der Gesamtschau als Leerstellenlineaturen des Blattgrundes fungieren. All das organisiert sich zu einer abstrakten Konfiguration, die nunmehr eher expressiv/dramatisch konnotiert einherkommt. Strichführungen, Zeilen und Zeilenschübe verhaken sich zu spannungsgeladenen Gegenläufigkeiten oder Überlagerungen, instrumentieren eingestreute Ballungen, Verwirbelungen und Verwerfungen oder enden abrupt an vertikalen/diagonalen ,Durch-Strahlungen‘ des Blattgrundes. Ausgeprägte, bisweilen rasante ,Bewegungsimpulse’ kommen ins Spiel, durchströmen bald so, bald so des Künstlers jüngste Zeichnungsfolge. Als Schlussakzent wird weiterhin des öfteren per Kohlestift eine blitzartig anmutende Störspur über das Blatt gelegt oder ragt vom Rande aus in es hinein.
Auf jeden Strich, jedes Kürzel, jedes Zeichengebilde als Ausdruck seiner selbst kommt es hier an; Nakaharas wortsprachlich letztlich nicht erreichbare und fassliche Detailtableaus wenden sich an Auge und Geist, stimulieren Empfindungen, Erinnerungen, auch Fragen; der überschaubare Materialeinsatz entfesselt gleichsam einen Sog in ,entmaterialisiertes’ Gelände: welche Kräfte treffen hier auf-, welche ,Luftgeister‘ ringen hier miteinander? Die zeigende Auskunft jedes Blattes dazu: es ist SCHLEIERHAFT.
Nähere Umschreibungen möglicher Evokationen unterbleiben an dieser Stelle, schon um vorab nichts engzuführen. Jede und jeder kann sich vor Ort den eigenen Wahrnehmungen und Imaginationen hingeben, ihnen nachsinnen und den Austausch suchen; denn die Anreicherung der ästhetischen Erfahrung vollzieht sich schließlich als Erkenntnis-Pendelweg zwischen den künstlerischen Phänomenen (insbesondere als Bezugnahme von Werken untereinander) und den Denkgeflechten der ästhetischen Ideenwelt – hin und wieder zurück…Alles beginnt gleichwohl mit dem Einlassen, Wahrnehmen und Staunen…nicht anders vor den Exponaten hier:
,Wie geschieht mir?‘
– Josef Molitor
Kazuki Nakahara, 1980 in Kagawa/Japan geboren; 2000-2005 Studium Yokohama City University; 2005-2010 Studium Kunsthochschule Berlin-Weißensee; 2010/11 Meisterschüler bei Hanns Schimansky; 2010 Erster Preis, „Ereignis Druckgraphik 2”, BBK Leipzig e. V.; 2011 “Mart Stam Förderpreis“, Mart Stam Gesellschaft, Berlin; 2013/14 Stdienaufenthalt in London, Pola Art Fondation, Tokyo; 2017 “Christine-Perthen-Preis für Radierung“, Berlinische Galerie, Berlin; 2020 “XII Egmont-Schaefer-Preis für Zeichnung 2020″, Berliner Kabinett e.V.; 2023 Hochschuldozent an der Hochschule für Gestaltung Pforzheim; 2024 Recherchestipendien Bildende Kunst des Berliner Senates; Lebt und arbeitet in Berlin
Eröffnung: Freitag, 6. September 2024, 18-20 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 7. September bis Mittwoch, 16. Oktober 2024
Bildunterschrift Titel: o.T., 2024, Buntstift, Kohle auf handgeschöpftem Papier, 180 x 287 cm
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