bis 05.12. | #4510ARTatBerlin | LCG ARTLAB (Allerstraße) präsentiert ab 21. November 2024 die Ausstellung Beneath the black sand of time, I resist der Künstlerin Auriane Kolodziej.
Auriane Kołodziej (*1993, Paris) ist eine Künstlerin, die sich in ihren Arbeiten mit Themen wie Erinnerung, Präsenz und Fragilität auseinandersetzt. Kołodziej, die an der ECV Creative School & Community Grafikdesign und an der Sorbonne Paris Descartes Semiologie studierte, verwandelt Spiegel und Harzblöcke in poetische Reflexionen über die menschliche Vergänglichkeit. Ihre Verwendung von schwarz bemaltem Harz und fragmentierten Bildern evoziert ein Gefühl des Verfalls, wobei die Spiegel als eindringliche Leinwände fungieren, die Licht und flüchtige Erinnerungen enthalten. Indem sie die Grenze zwischen Präsenz und Verschwinden verwischt, lädt ihre Arbeit zur Selbstbeobachtung und zur Konfrontation mit der ephemeren Natur der Identität ein.
Beneath the black sand of time, I resist
Trauert der Spiegel um die Geister, die er birgt, oder bleibt er gleichgültig gegenüber den unzähligen Gesichtern, die über seine Oberfläche geflimmert sind? Der Spiegel ist zerbrechlich und widerstandsfähig zugleich, er schwebt zwischen Präsenz und Verschwinden und ist ein Betrachter, aber kein Gefäß für Erinnerungen.
Er zeichnet weder auf noch erinnert er sich. Stattdessen bezeugt er den Lauf der Dinge und das Vergehen der Zeit. Die Reflexion eines Spiegels hat eine subtile Schwere, ein Gefühl, dass sie mehr als Licht in sich trägt, als ob das Glas selbst jeden Blick, jeden flüchtigen Moment des Erkennens aufgesogen hat.
Wenn wir vor dem Spiegel stehen, sehen wir uns nicht nur mit unserem eigenen Bild konfrontiert, sondern auch mit den Spuren derer, die einst in den Spiegel blickten, vielleicht unser früheres Ich, und etwas zurückließen: ein Zögern, ein flüchtiges Lächeln, einen flüchtigen Blick auf etwas Ungesagtes. Wir bitten es, unsere Anwesenheit zu bestätigen, und für einen Augenblick hält es uns fest, fängt etwas von unserem Wesen ein.
Dann, ebenso plötzlich, lässt er uns wieder los. Auriane Kolodziej verwendet Spiegel als primäres Medium und schafft ein delikates Zusammenspiel von Selbstporträt und Reflexion, in dem sie Themen wie Sterblichkeit, Erinnerung und die flüchtige Natur der Existenz erkundet. Diese Spiegel werden sowohl zur Leinwand als auch zur Leere und reflektieren nicht nur ihr eigenes Bild, sondern auch die bange Frage, was bleibt, wenn unsere Körper nicht mehr da sind, und die Angst, vergessen zu werden.
In Harzblöcken festgehalten, die sie mit schwarzer Farbe überstreicht – ein Symbol für Melancholie -, wirken diese fragmentierten Bilder, als wären sie in einem Zustand des ewigen Verfalls gefangen, ein Effekt, der durch die radiographische Qualität ihrer Technik noch verstärkt wird.
Jede Arbeit wird so zu einem melancholischen Prisma, das gleichzeitig eine Fotografie, ein Gemälde, eine Skulptur und ein Spiegelbild des eigenen Gesichts ist. Neben ihren skulpturalen Arbeiten greift Auriane Kolodziej auch ältere Selbstporträts zeichnerisch auf und verwandelt sie in neue Werke, die eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen. Sie sind nicht nur Abbilder der Künstlerin, sondern auch Orte der Selbstautopsie, sezierte Umrisse in Graphit und Kohle, die in das Innerste ihres Wesens vorzudringen scheinen. Dieser Autopsie-Effekt macht jede Linie zu einer metaphorischen Ausgrabung – ein Versuch, sich selbst von innen heraus zu verstehen.
Die im LCG ARTLAB gezeigten Arbeiten von Auriane Kolodziej sind sehr persönlich und laden den Betrachter in einen gemeinsamen Raum der Introspektion ein. Ihre handgeschriebenen Gedichte auf Französisch und Englisch fügen eine letzte Ebene der Intimität hinzu und hinterfragen nicht nur ihre eigene Existenz, sondern auch die unsere. Der Effekt ist ein ständiger Dialog, bei dem die Reflexion des Betrachters in ihren Spiegeln Teil einer umfassenderen Meditation über Identität, Abwesenheit und die melancholische Schönheit des Ephemeren, oder mit anderen Worten, des Lebens selbst, wird.
Über die Kuratorin
Louise des Places ist Kuratorin, Kunstjournalistin und Direktorin von LCG ARTLAB. Im Laufe der Jahre hat sie in verschiedenen Kunstresidenzen, Stiftungen, Museen und Galerien in Frankreich, Belgien, Deutschland und Schweden gearbeitet, für zahlreiche Publikationen geschrieben und als unabhängige Kuratorin Ausstellungen und Veranstaltungen in ganz Europa organisiert.
Vernissage: Donnerstag, 21. November 2024, 18:00 – 22:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Donnerstag, 21. November – Donnerstag, 05. Dezember 2024
Zur Galerie
Bildunterschrift Titel: MIROIR MIROIR 82 Venus Anadyomene, Auriane Kolodziej
Ausstellung Auriane Kolodziej – LCG ARTLAB | Zeitgenössische Kunst Berlin – Contemporary Art – Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin