bis 17.06. | #1316ARTatBerlin | photo edition berlin zeigt ab dem 24. April 2017 die Ausstellung „Risse im Gehirnkino“ des Künstlers Edgar Lissel.
Der Künstler ist anwesend und einer Einführung von Claudia Weinzierl findet statt.
Die Photo Edition Berlin präsentiert ab dem 22. April 2017 die Ausstellung von Edgar Lissel „Risse im Gehirnkino“, mit seinen neuen Werken aus den Jahren 2011 – 2017 als auch frühere Werkserien. Es ist die erste Einzelausstellung des Künstlers in der Galerie.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.
Es ist erwiesen, dass alle großen Zeitalter ihrem Zeitgeist ein bestimmtes Organ zuordneten. In der Antike war es die Galle, in der Romantik das Herz – der zeitgenössische Geist wird neurologisch definiert. Das Kognitive und Technologische erfährt größte Wertschätzung, bestimmt das Maß, wonach man sich zu richten hat, definiert warum wir wie fühlen und denken. Eine Art Erklärungswut und empiristischer Erkenntnisgewinn gestaltet unsere Welt. Wir leben in einem Gehirnkino. Das läuft und läuft. Erst wenn wir nicht mehr hinterherlaufen, uns versenken, uns in Kontemplation Unerwartetem und Unerkanntem öffnen, können wir Risse erkennen. Lassen wir die Risse zu, sind wir imstande, dahinter zu schauen. Was spielt sich dahinter ab? Was können wir erschauen?
Vielleicht die Innenräume unserer nicht konditionierten psychisch-geistigen Kraftfelder, die Vergessenes und Verdrängtes raunen? Unser Natur-Sein, in glücklichen Momenten die Verbundenheit mit allem, was wir sind und was uns umgibt? Und weiter, dass die Natur spielt und würfelt („Natura facit saltus“ – wie eine Gruppe von Arbeiten betitelt ist) und in einem kontinuierlichen Schaffensprozess die bizarrsten Momente und Formen produziert. Es ist dieser schauende Blick, den Edgar Lissel kultiviert hat, den er in absichtsloser Absicht von Bakterien über Wasser zu Insekten, Gestein schweifen lässt und den er in verschiedenen photographischen Methoden festzuhalten versteht. Angetrieben von der Neugier, „was die Welt im Innersten zusammenhält“ und einem kindlichen Staunen über die Prozesse, die man durch Kontemplation und Hingabe wahrnehmen kann.
Edgar Lissel arbeitet im Bereich der Fotografie mit einem stark konzeptionellen Ansatz. Seine Arbeiten sind nicht der Fotografie, sondern dem Fotografischen verpflichtet und führen in einer praktischen Form der künstlerischen Forschung immer wieder auf die Wurzeln des Mediums zurück. Indem er die Prozesse der Bildentstehung untersucht, bietet seine Arbeit Methoden der (Wieder)Befragung des fotografischen Apparatus aus der Perspektive der Produktion. In seinen interdisziplinären Projekten in Kooperation mit Mikrobiologen, Archäologen und Bioingenieuren, untersucht er das Spannungsfeld zwischen Naturwissenschaft, Archäologie, Kunstgeschichte und künstlerischer Intention.
Nach einem Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo in der Casa Baldi lebt Edgar Lissel seit 2005 in Wien. Seit den frühen 1990er Jahren arbeitet er als bildender Künstler und seine Arbeiten werden international ausgestellt, unter anderem auf der Biennale für Architektur Venedig, Städelmuseum Frankfurt, Kunsthalle Krems, Galleria d’Arte Moderna Bologna und Museum der Moderne Salzburg.
Im Jahr 2010 erhielt Edgar Lissel das Staatsstipendium für künstlerische Fotografie. Seit 1998 unterrichtet Edgar Lissel Kunst und Fotografie an verschiedenen Universitäten und Hochschulen in Österreich (2005-2009 Universität für angewandte Kunst Wien) und Deutschland (2010 als Gastprofessor an der Folkwang Universität der Künste in Essen) und zuletzt wieder als Gastprofessor an der Universität für angewandte Kunst Wien (2012 und 2014).
Vernissage: Samstag, 22. April 2017, 19:00 – 21:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Montag, 24. April – Samstag, 17. Juni 2017
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Bildunterschrift: Fortgang, Serie: Natura facit saltus 90 x 70 cm, 2016
Ausstellung Berliner Galerien: Edgar Lissel – photo edition berlin | ART at Berlin