bis 20.03. | #2967ArtatBerlin | Kristin Hjellegjerde Berlin zeigt seit 19. Februar 2021 die Ausstellung Money and Fairy Tales der Künstlerin Celina Teague.
Charaktervolle, lebendige Tiere und fettgedruckte Slogantexte verbinden sich auf der Leinwand zu fesselnden Bildern, die den Betrachter gleichzeitig verführen und konfrontieren. Für ihre kommende Einzelausstellung Money & Fairytales in der Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin setzt die in Portugal lebende Künstlerin Celina Teague ihre Erkundungen des Klimawandels und der Umweltproblematik in Bezug auf die Informationen und Bilder, die wir durch Medienquellen konsumieren, fort.
Der Titel der Ausstellung lehnt sich an Greta Thunbergs Rede auf dem U.N. Climate Action Summit 2019 an. Außerdem funktionieren einige der Gemälde die Slogans anderer junger Aktivisten um, um sowohl deren Bemühungen zu loben als auch die Adaption von Sprache als Bild ohne tiefere Betrachtung ihrer vermittelnden Botschaft zu kritisieren. Indem sie diese vertrauten Textphrasen mit einem gemalten Bild rahmt, rebelliert Teague gegen den schnellen digitalen Konsum und lädt uns zu einer tiefgründigen Reflexion ein. Obwohl die Künstlerin zugibt, dass viele ihrer jüngsten Arbeiten konfrontativ wirken, hält sie nichts von der Idee des Didaktismus. Ihre künstlerische Praxis ist zum Teil Ausdruck ihres persönlichen Verantwortungs- und Schuldbewusstseins: „Als ich Greta auf dem Gipfel ihre Rede halten hörte, war das ein Moment der Abrechnung. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich an mich persönlich wendet. Ich dachte immer, dass die Generation meiner Eltern an der Klimaproblematik schuld ist, aber ich habe erkannt, dass meine Generation die schlimmste ist, weil wir alle Fakten zur Hand hatten.“ Teague interessiert sich vor allem dafür, wie Kunst zu dieser Art von Gesprächen beiträgt und frische Perspektiven auf unverständliche Statistiken und unrelativierbaren Medienjargon bieten kann.
Celina Teague: Money and Fairy Tales, 2021, Öl und Acrylfarbe auf Leinwand, 150 x 130 cm, 59 1/8 x 51 1/8 in
Neben Teagues Slogan-Gemälden gibt es eine Sammlung von Porträts, in denen die Künstlerin ein seltenes, exotisches oder übersehenes Tier wie den gehörnten Beutelfrosch oder die Taube in den Vordergrund stellt. Diese Arbeiten sind das Ergebnis eines vielschichtigen kreativen Prozesses, in dem Teague zunächst das Tier recherchiert, dann ein begleitendes Gedicht schreibt und schließlich das endgültige Gemälde mit Fragmenten ihres eigenen Textes auf den Hintergrund schabloniert. Die leuchtende Farbpalette und die Kombination aus Bild und Text fallen sofort ins Auge und zeigen Teagues Verständnis für die heutigen Sehgewohnheiten, während sie gleichzeitig unsere Aufmerksamkeit auf die innere Existenz dieser Kreaturen als fühlende Wesen lenkt. „Wenn ich Tiere male, möchte ich, dass die Menschen sehen, wie außergewöhnlich sie sind und der Text bietet eine andere Wahrnehmungsebene, die über das reine Bild hinausgeht“, kommentiert die Künstlerin. In der Tat bewegt sich unser Blick beim Betrachten dieser Werke zwischen dem Porträt des Tieres und den hervorgehobenen Worten hin und her und bietet abwechselnde Erzählungen, die uns wiederum dazu auffordern, die Grenzen unserer vorgeschriebenen Perspektiven zu bedenken.
Die verführerischen Farben und Bilder von Teagues Arbeit feiern die natürliche Welt, wohingegen sie auch dunklere Themen hervorheben und den grundlegenden Widerspruch ansprechen, der die Herangehensweise der zeitgenössischen Kultur an den Aktivismus untermauert; während das Internet uns Zugang zu Informationen verschafft und die sozialen Medien es uns ermöglichen, Botschaften leicht zu verbreiten und zu teilen, laufen wir Gefahr, den Klimawandel als einen weiteren Trend, eine weitere Identität, die man ausprobieren kann, aufzufassen. Auf diese Weise lenken Teagues Bilder die Aufmerksamkeit nicht nur auf die unbesungenen und komplexeren Erzählungen im Zusammenhang mit Umweltthemen, sondern auch auf unsere eigenen Sehgewohnheiten, die Informationen unbewusst filtern und damit unsere Weltsicht einengen. Das ist Kunst, die genaues Hinsehen erfordert und belohnt.
Vernissage: Donnerstag, 18. Februar 2021, 19:00 Uhr (digital auf Instagram)
Ausstellungsdaten: Freitag, 19. Februar – Samstag, 20. März 2021 (bis zum Ende des Lockdown online zu sehen)
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