bis 24.06. | #1983ARTatBerlin | König Galerie zeigt ab 27. April 2018 die Ausstellung „When Dinosaurs Ruled The Earth“ der Künstlerin Claudia Comte.
Die Ausstellung wird in der Nave der Galerie, dem Hauptschiff der früheren Kirche St. Agnes zu sehen sein.
KÖNIG GALERIE freut sich, mit „When Dinosaurs Ruled the Earth“ die zweite Einzelausstellung von Claudia Comte in ihren Räumen zu präsentieren. Für den Hauptraum der Galerie hat Claudia Comte eine monumentale Installation aus meterhohen Fichtenstämmen, neuen Skulpturen und Videoarbeiten geschaffen. Ausgangspunkt für „When Dinosaurs Ruled the Earth“ ist Claudia Comtes anhaltende Beschäftigung mit der Geschichtlichkeit von Materialien und dem Zusammenspiel von antiken und digitalen Technologien. Herstellungs- und Bearbeitungsprozesse von Werkstoffen wie Stein, Holz und Bronze werden von der Künstlerin auf ihre Ursprünglichkeit zurückgeführt und in Formen übersetzt, die wiederum auf die Gegenwart verweisen.
In der ehemaligen Kirchenhalle von St. Agnes hängen zwanzig jeweils sechs Meter lange Fichtenstämme in einer rasterförmigen Anordnung wie ein gigantischer, schwebender Wald von der Decke. Sie sind genau über den Säulen, die das Hauptschiff tragen, positioniert. Die aus der Schweiz stammenden Baumstämme wurden von Comte von ihrer Rinde befreit, abgeschliffen und mit einem Gasbrenner bearbeitet, wodurch sowohl die Maserung der Bäume deutlich hervortritt als auch ein spezieller Farbverlauf entsteht. Jeder dieser Baumstämme dient als Behältnis für jeweils eine Skulptur, die in einer schreinartigen Öffnung im Stamm präsentiert wird.
Die Skulpturen selbst sind aus Holz, Marmor und zum ersten Mal auch aus Bronze gefertigt. Neben fest im Oeuvre der Künstlerin verankerten Formen wie comicartige Hasenohren, Kakteen und abstrakten Schlangen finden sich auch konkrete Objekte wie eine Axt, Muscheln, eine Plastikflasche und eine zerdrückte Coladose. Im Kontext der Installation wirkt jedes Werk wie ein sakrales Relikt einer längst vergangenen, unbekannten Kultur. Sowohl die Materialien als auch die Formen verweisen auf unterschiedliche Art auf die Natur als Werkstoff und Lebensraum.
Die Bauminstallationen werden von metamorphischen Film-Animationen ergänzt, die in Zusammenarbeit mit dem Informatik-Fachbereich der Universität Freiburg entstanden sind. Renderings der in der Ausstellung gezeigten Plastiken werden einer Reihe von algorithmischen Funktionen unterzogen, was zu ihrer wiederholten Atrophierung und Transformation führt. Der Algorithmus – ein Ableger der Problemlösungstechnologie, die von globalen Tech-Firmen eifrig beworben wird – fungiert hier als eine visuelle Täuschung, die vermeintlich feste und stabile Materialien in eine zähflüssige Masse zersetzt.
Claudia Comte, Studio view,
2018, photo by Diana Pfammatter
In einer weiteren Videoarbeit stellt Comte eine Verbindung her zwischen entlegensten Gebieten in Kirgisistan, Indonesien und Papua-Neuguinea und der stetig zunehmenden Industrialisierung und Verschwendung natürlicher Ressourcen in Industriegesellschaften. Im westlichen Betrachter wecken diese Orte romantische Vorstellungen von unberührter und unveränderter Natur, Comte stellte auf ihren Reisen jedoch Gegenteiliges fest: Industrie, Technologie und Materialien scheinen sich, gleich molekularen Strömungen, um die Welt zu bewegen und die Umwelt irreversibel zu verändern.
In enger Zusammenarbeit mit Egon Elliut wurde ein Soundtrack erarbeitet, der verschiedene Elemente der Ausstellung zusammenführt. Aufnahmen von Naturgeräuschen und von kirchlichen Gesängen, die auf die Geschichte der Ausstellungsräume anspielen, überlagern sich – eine akustische Entsprechung Comtes mnemotischer Waldimpressionen. Das musikalische Zusammenspiel verleiht den Gesängen eine futuristische Qualität, und der synthetische Beat entzieht sich erfolgreich bekannten Hörklängen.
Gegenüberstellungen von alt und neu, materiell und digital dominieren die Ausstellung. Durch die Verbindung von natürlichen Fasern, wie Holz, mit der glänzenden Beschaffenheit von LCD-Monitoren, legt Comte historische Schnittstellen frei zwischen Natur und Kultur, zwischen Urbild und Moderne und hinterfragt die Beziehung zwischen menschlicher Handlungsmacht und Technologie. Fossil-Funde, die es ermöglichen, noch in heutigen geologischen Proben Spuren aus dem Zeitalter der Trias festzustellen, stellen kontinuierlich in Frage, was der Mensch zu wissen glaubt. Von den konzentrischen Kreise der Fichtenstämme – welche die unterschiedlichen Wachstumsraten aufgrund abweichender ökologischer Bedingungen indizieren – bis hin zu dem Sand und den diversen Mineralen, die zusammengeschmolzen werden, um das Glas für Monitore zu produzieren: „When Dinosaurs Ruled the Earth“ skizziert eine alternative Vorstellung von Zeit, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft untrennbar miteinander verwoben sind.
Claudia Comte wurde 1983 in Morges in der Schweiz geboren und lebt und arbeitet in Grancy, Schweiz, sowie in Berlin, Deutschland. Ihre Arbeiten waren in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, unter anderem in Zigzags and Diagonals, MOCA Cleveland (2018), Swiss Performance Now, Kunsthalle Basel (2018), KölnSkulptur #9, Köln (2017), La Ligne Claire, Basement Roma (2017), NOW I WON, Messeplatz, Art Basel (2017), 10 Rooms, 40 Walls, 1059 m2, Kunstmuseum Luzern (2017), DesertX, Palm Springs (2017), Catch The Tail By The Tiger, König Galerie, Berlin (2016), The Language of Things, Public Art Fund, New York (2016), NO MELON NO LEMON, Gladstone Gallery, New York (2015), Easy Heavy III, Haus Konstruktiv, Zürich (2014), Sharp Sharp, David Dale Gallery, Glasgow (2014), If I were a rabbit, where would I keep my gloves?, BolteLang (2013) und Elevation 1049, Gstaad (2013).
Vernissage: Freitag, 27. April 2018, 18:00 – 21:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 27. April bis Sonntag, 24. Juni 2018
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