bis 01.06. | #4254ARTatBerlin | Galerie feinart Berlin zeigt ab 25. April 2024 die Ausstellung Pandora lacht der Künstlerin Danielle de Picciotto.
Danielle de Picciotto, ab Ende der 1980er Jahre eine prägende Figur der Berliner Club- und Musikszene, erforscht in ihrem interdisziplinären Klang-Text-Bild Universum Regionen zwischen inneren und äußeren Rändern der kollektiven Psyche. Speziell in den Gemälden der letzten Jahre, in denen sich detailreiche Tintenzeichnung und farbenprächtige surrealistische Malerei verbinden, zeigt sich die Faszination der Künstlerin für Zwischenwelten: tiefe Schichten und Geschichten im Stile Leonora Carringtons und des Pop Surrealismus.
Geboren in den USA, zog Danielle de Picciotto 1987 nach Kreuzberg und entdeckte im präMauerfall West-Berlin ihre Sympathie zu dessen pulsierender Clubszene und der kreativen Welt zwischen Nachtleben, besetzten Häusern und subversiver Kunst. Durch Aktionen wie 1989 die Initiierung der ersten Berliner Love Parade zusammen mit Dr. Motte und 1996 die Gründung des Ocean Club mit Gudrun Gut gehört sie zu den prägenden Figuren der Berliner Club- und Musikszene nach dem Boom der Neuen Deutschen Welle.
Danielle de Picciotto, Family, 180x100cm, 2015, Courtesy: feinart Berlin
Die Werkschau „Pandora lacht“ ist Danielle de Picciotto als Malerin und Zeichnerin gewidmet. Die Bildende Kunst ist ein eigenständiges Medium im interdisziplinären Werk der international erfolgreichen Musikerin, Performancekünstlerin, Filmemacherin und Texterin, lässt sich jedoch wie die anderen Genres auch vollständig nur im Gesamtzusammenhang verstehen. Neben Zeichnungen und Gemälden aus verschiedenen Schaffensphasen sind deshalb der Stummfilm „Crossroads“ (2017) sowie Originalblätter eines ihrer Graphic Novels, „We are Gypsies Now“ (2013), Teil der Ausstellung. Beide geben Einblicke in ihr Leben als Nomadin seit 2010 bis Beginn der Corona-Pandemie.
Besonders die Arbeit aus dem Prozess heraus, das Experiment mit Überlagerungen von Material und Ebenen wie auch die Liebe zum Erzählen sind charakteristisch für das künstlerische Werk von Danielle de Picciotto. Eine leitende Inspirationsquelle ist ihre Neugier für die Regionen zwischen den inneren und äußeren Rändern der kollektiven Psyche. Wer ist das Individuum „Ich“ und wer macht es zu dem, was es ist, was ICH bin: familiäre Erwartungen, kulturelle Regeln, gesellschaftliche und moralische Tabus? Und: Gewinnt diese Frage an Brisanz, wenn sie aus dem Mund einer Frau gesprochen wird?
Danielle de Picciotto, Lulu, 42x30cm, 2024, Courtesy: feinart Berlin
Seit den 2000er Jahren verbindet de Picciotto ihre detailreichen Tintenzeichnungen in SchwarzWeiß vermehrt mit farbenprächtiger surralistischer Malerei. Schichten werden Geschichten und Zwischenwelten. Die Ergebnisse erinnern auf der einen Seite an die u.a. von psychedelischer Musik, Comic und Anime inspirierte und jenseits der etablierten Galerien- und Museumsszene entstandene Bildkultur des Pop Surrealismus. Auf der anderen Seite zeigen sie in ihrem unterschwelligen Humor, dem Spiel mit magischen Vorstellungen, Mischwesen und Tieren Verwandtschaften zu Werken von Surrealistinnen wie Leonora Carrington.
De Picciottos Referenzen zu weiblichen Figuren aus Märchen und Mythen sowie Zitate symbolisch erotisch aufgeladener Dinge wie Kronen, Schleier, Dolche, Blumen, Vögel und Käfige stellen ihre Werke in den Kontext von Debatten über weibliche Identität und die Gewalt von Rollenbildern, behalten jedoch durch den Fokus auf individuelle Themen wie Sehnsüchte, Zweifel und Fantasien ihre Eigenständigkeit. ——- Pandora lacht und ihr Lachen ist Rebellion.
Danielle de Picciotto, Feed Yourself, 100x120cm, 2015, Courtesy: feinart Berlin
Über die Künstlerin
Die Werke von Danielle de Picciotto werden international ausgestellt, darunter die Staatsgalerie Stuttgart, IMOCA Indianapolis Museum of Modern Art, London Museum of Art, ACMI Museum, Melbourne, Film Museum Frankfurt a.M., Institut de Cultura, Barcelona und Centre Pompidou, Malaga. Für das Deutsche Auswärtige Amt produzierte sie mit ihren animierten Zeichnungen mehrere Filme. 2003 wurde sie mit dem Poetic Lens Award für ihr poetisches Video „Awake“ in Eugene, Oregon, USA ausgezeichnet. 2019 tourte sie als Spoken Word Solo Künstlerin, vertreten durch das Goethe Institut, durch Nord Amerika. Sie hat drei Filmdokumentationen produziert: „neubauten.org, Die Tour 2004“, „How Long is Now“ und „The Art of Lary 7“ sowie den Stummfilm „Crossroads“. Im Rahmen von Musikproduktionen und Bühnenshows arbeitet Danielle de Picciotto seit 2001 mit Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten) zusammen. Sie sind seitdem weltweit mit ihrer Band hackedepicciotto unterwegs und seit 2006 verheiratet. Seit 1990 hat die Künstlerin insgesamt 16 Alben aufgenommen u.a. mit Mick Harvey (Nick Cave & The Bad Seeds), Monika Werkstatt, Gudrun Gut und Crime & The City Solution.
Vernissage: Donnerstag, 25. April 2024, 18:00 bis 21:00 | 19:00 Offizielle Einführung
Ausstellungsdaten: Donnerstag, 25. April 2024 bis Samstag, 01. Juni 2024
Finissage: Samstag, 01. Juni 2024, 18:00 bis 21:00
Zur Galerie
Bildunterschrift Titelbild: The Transition, Danielle de Picciotto, 250x120cm, 2019, Courtesy: feinart Berlin
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