bis 25.07. | #2992ARTatBerlin | KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst präsentiert ab 28. März 2021 die Ausstellung La lumière qui fait le bonheur… des Künstlers Georges Adéagbo im Maschinenhaus M2, sowie die Ausstellung Walls Have Feelings der Künstlerin Eli Cortiñas im Maschinenhaus M1.
Georges Adéagbo
Die Assemblagen des beninischen Künstlers Georges Adéagbo zeichnen Lebenslinien und Schicksale von Menschen anhand hinterlassener Spuren nach: Objekte und Dokumente zeugen von Begegnungen und individuellen Entscheidungen. Indem er auf Reisen gesammelte Fotos und Drucksachen von Handwerkern in Benin in Bilder und Skulpturen umsetzen lässt, eröffnet der Künstler neue Perspektiven auf scheinbar Gewohntes und fordert die Besucher*innen auf, klischeeverhaftete Vorstellungen und Stereotype zu überprüfen. Adéagbos stets ortsspezifische Installationen lösen Hierarchien auf – alle Dinge sind für ihn von gleicher Wichtigkeit. In seinem Werk transportieren Phänomene der Popkultur ebenso Geschichten wie Zeugnisse kanonisierter Hochkultur: Antiquitäten aus Benin finden sich neben „Airport Kitsch“, Schallplatten von Beethoven neben Karnevalsmusik, Auftragsmalerei in Öl neben Reproduktionen aus der Kunstgeschichte. Georges Adéagbos Praxis ist das offene System, das von den Betrachtenden ergänzt und verwandelt werden soll und gleichzeitig die konventionelle Ästhetik abgeschlossener Werke – und die vom Kunstmarkt gefeierte singuläre Ikone – in Frage stellt.
Georges Adéagbo, Tout de moi à tous, 2007, Ausstellungsansicht daadgalerie, Berlin (Detail),
© Georges Adéagbo / VG Bild-Kunst Bonn, 2020, Foto: Jens Ziehe
Für seine Ausstellung im KINDL entwickelt der Künstler eine den gesamten Ausstellungsraum einnehmende Installation, in der er auf Elemente aus zentralen Werken wie Tout de moi à tous (2007) oder aus Un espace avec le monde (2007) zurückgreift, und durch Fundstücke aus Neukölln und aus dem KINDL-Archiv aktualisiert.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Kathrin Becker in Zusammenarbeit mit Stephan Köhler.
Die Arbeiten von Georges Adéagbo (* 1942 in Cotonou, Benin) wurden international gezeigt, darunter bei den Biennalen von Shanghai (2016), Dakar (2014), Venedig (2009 und 1999 – ausgezeichnet mit dem Preis der Jury), São Paulo (1998) und Johannesburg (1997) sowie auf der documenta 11 (Kassel, 2002). Er hatte Einzelausstellungen u. a. im Warburg-Haus, Hamburg (2019); Musée des Beaux-Arts, Rouen (2018); The Israel Museum, Jerusalem (2016); Moderna Museet, Stockholm (2014); MAK, Wien (2009); Museum Ludwig, Köln (2004) und P.S.1, New York (2000). Von 2006 bis 2007 hielt er sich mit einem Stipendium des Berliner Künstlerprogramms des DAAD in Berlin auf. Adéagbos Werke sind u. a. Teil der Sammlungen des Centre Pompidou, Paris, des Philadelphia Museum of Art, des Moderna Museet, Stockholm und des Museum Ludwig, Köln. Georges Adéagbo lebt in Cotonou und Hamburg.
Eli Cortiñas
Eli Cortiñas (im M1 VideoSpace) verwendet in ihren Videoarbeiten gefundenes Material aus Filmen, YouTube-Videos, Werbung, Animationen und Bildarchiven, das sie vervielfacht, rhythmisiert und neu vertont. In dem bildgewaltigen Video-Essay Walls Have Feelings (2019) befasst sie sich unter anderem mit den Konzepten von Arbeit und Wertschöpfung. Cortiñas entwirft ein dystopisches Bild unserer Gegenwart, das historische, politische und ästhetische Aspekte miteinander verknüpft. Dabei befragt die Künstlerin Architektur als Erscheinungsform und Instrument politischer Macht sowie die Rolle vermeintlich unschuldiger Objekte und Interieurs in ihrer Funktion als stumme Zeugen, Bewahrer und Verstärker von Macht.
Eli Cortiñas, Walls Have Feelings, 2019, HD-Video, 13:10 Min., Videostill, © Eli Cortiñas
Die Ausstellung wurde kuratiert von Kathrin Becker.
Eli Cortiñas (*1979 in Las Palmas / Gran Canaria) lebt in Berlin. Nach Gastprofessuren an der Kunsthochschule Mainz (2014 – 2015) und der Kunsthochschule Kassel (2015 – 2016) teilt sie sich zurzeit eine Professur mit der Künstlerin Candice Breitz an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Ihr Arbeiten wurden international gezeigt, darunter in Einzelausstellungen im Convent Space for Contemporary Art, Gent (2018); dem Contemporary Art Centre, Vilnius (2018); der Kunsthalle Budapest (2013) und dem Kunstraum Innsbruck (2012).
Demokratie heute – Probleme der Repräsentation
(beginnt zeitgleich im Maschinenhaus M1 am 28. März, bis 4. Juli 2021)
Weltweit befinden sich existierende Demokratien vielfach in einer Krise: Freiheitsrechte und die Optionen auf politische Partizipation werden eingeschränkt oder immer weniger in Anspruch genommen, der Einfluss der sogenannten Global Player auf politische Entscheidung hingegen wächst. Die gastkuratierte Ausstellung nimmt die Störanfälligkeit der demokratischen Grundordnung in gegenwärtigen Systemen als Ausgangspunkt. In unterschiedlichen Medien – darunter Malerei, Sound, Video und Installation – beleuchtet sie Problemfelder wie den weltweit aufkeimenden Rechtspopulismus und die Medialisierung von Politik sowie das Spannungsfeld von In- und Exklusion bei Entscheidungsprozessen. Darüber hinaus reflektiert sie neue Formen der politischen Teilhabe und das Verhältnis von außerparlamentarischem Protest und offizieller Politik.
Democratic Self-Administration of Rojava and Studio Jonas Staal, New World Summit – Rojava, 2015 – 2018, Foto: Tom Janssen
Künstler*innen: Pierre Bismuth, Claus Föttinger, Julia Lazarus, Erik van Lieshout, Marina Naprushkina, Oliver Ressler, Anja Schrey, Jonas Staal, Joulia Strauss, Assembly RST, Künstler*innen von The Hope Project / Moria (Raha Amiri, Attaullah, Fereshteh, Nazgol Golmuradi, Sahar Haqpana, Sara Hossini, Mohammad Jafari, Javad, Sara Juddin, Joseph Kangi, Senait Lelisa, Masoumeh, Ommolbanin, Rehab, Murtaza Safari, Sima, Jean-Paul Waroma, Batol Yasim)
Die Positionen der neun Künstler*innen werden durch Malereien ergänzt, die in einem offenen Atelier im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos entstanden sind. Zusätzlich wird das Projekt durch das „Assembly RST“ erweitert, das als Brainstorming konzipiert unterschiedliche Aspekte der Ausstellung in freier Assoziation aufgreift. Die begleitende Publikation entsteht in Kooperation mit Florian Malzacher und erscheint in Form einer Zeitung, also eines Mediums, das zur demokratischen Willensbildung beiträgt.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Raimar Stange.
Eröffnung: Samstag, 27. März und Sonntag, 28. März 2021 von 14:00 bis 22:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Sonntag, 28. März – Sonntag, 25. Juli 2021
Zum Ausstellungsort
Ausstellung Georges Adéagbo + Eli Cortiñas – KINDL Zentrum | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin
Ich interessiere mich für Kunstmalerei ,insbesondere für jene aus dem XIX. Jahrhundert.