post-title Horst Janssen (1929-1995) zum 90. Geburtstag | Galerie Brockstedt | 12.09.-14.11.2019 – verlängert bis 24.01.2020

Horst Janssen (1929-1995) zum 90. Geburtstag | Galerie Brockstedt | 12.09.-14.11.2019 – verlängert bis 24.01.2020

Horst Janssen (1929-1995) zum 90. Geburtstag | Galerie Brockstedt | 12.09.-14.11.2019 – verlängert bis 24.01.2020

Horst Janssen (1929-1995) zum 90. Geburtstag | Galerie Brockstedt | 12.09.-14.11.2019 – verlängert bis 24.01.2020

verlängert bis 24.01. | #2588ARTatBerlin | Galerie Brockstedt präsentiert ab 12. September 2019 eine Ausstellung mit Aquarellen und Zeichnungen des Künstlers Horst Janssen (1929-1995) anlässlich seines 90. Geburtstags.

Horst Janssen – Klassiker und Rebell zugleich. Die Galerie Brockstedt, freut sich, nun 50 Arbeiten dieses großen Künstlers aus allen Werkphasen zeigen zu können. Sie stammen aus verschiedenen privaten Sammlungen.

1980 schrieb der Künstler über sich: „Ich bin hinter den flüchtigen Erscheinungen dieser Welt in ihren wechselnden Verkleidungen her, damit ich bei meiner Beerdigung sagen könnte: „Ich hab’s gesehen!“ Und wenn ich bis dahin und zwischendurch schreie, dann: Laßt mich in Ruhe!“

Horst Jansssen, Bobethanien # 21, 1990, 32 x 42,3 cm, Feder, Aquarell auf Papier

Der ehemalige Direktor der Wiener Albertina, Hofrat Prof. Dr. Koschatzky, zählte ihn zu den „größten zeichnenden Künstlern der Gegenwart“, der bereits zu Lebzeiten mit 50 Museumsretrospektiven geehrt wurde.

Das Oeuvre des 1929 in Hamburg geborenen und 1995 verstorbenen Horst Janssen umfasst mehr als 20.000 Zeichnungen und Aquarelle, rund 5000 Grafiken und über 100 Beteiligungen an Buchpublikationen. Er hatte die doppelte Begabung, einerseits das äußerlich Sichtbare schonungslos genau zu beobachten und andererseits die verborgenen Regungen der Psyche mit seiner höchst eigenwilligen zeichnerischen Handschrift zu bannen und vor dem Betrachter das Innerste mit all seinen Ängsten und verzweifelten Sinnfragen zu enthüllen. Gleichgültig, ob es Bäume sind, Landschaften oder Portraits – was er zeichnete, hatte meistens mit ihm selbst zu tun, bis an die Grenzen des Leidens an dieser Welt.

ART at Berlin - Courtesy of Galerie Brockstedt - Horst Janssen - 5
Horst Jansssen, Selbstbildnis, 1982, 39,5 x 30,2 cm, Pastell, Gouache, Mischtechnik auf Karton

In den 1960er Jahren entwickelte sich der Künstler zu einem herausragenden Zeichner, der auch über die Landesgrenzen hinaus Anerkennung fand. Die sogenannten „Hunderttausend- strichzeichnungen“ entfalten – zumeist zurückhaltend mit farblichen Akzenten – ihre reichen Ausdrucksmöglichkeiten durch modellierende Helligkeitsnuancen zwischen Schwarz und Weiß.

Wie kaum ein anderer Künstler beherrschte Janssen die hohe Kunst der Selbstbeschreibung – „Selbst“ bei ihm sein Leben lang Programm. Das eigene Gesicht wurde zur Seelenlandschaft oder zur farbenfrohen „nature morte“ eines Blumenstraußes stilisiert oder immer wieder mit den Zeichen des körperlichen Verfalls registriert. Der eigenen Vergänglichkeit und Verletzbarkeit war sich Janssen nur zu gut bewusst – doch mit dem radikalen Ausdruck unmittelbaren persönlichen Erlebens erschüttert er auch uns mit dem dahinter sichtbar werdenden Allgemeinen, Existentiellen, das jeden von uns betrifft. Die hier gezeigten Selbstbildnisse sind schwerpunktmäßig aus der Serie „Paranoia“, die als der Höhepunkt seines Schaffens angesehen wird. Janssen sagte zu diesem Werkkomplex: „das Selbstbildnis ist nicht nur als Selbstentlarvung und Selbstbeweinung wie früher, sondern als großes, farbenfrohes Schlachtfest“ präsentierte.

ART at Berlin - Courtesy of Galerie Brockstedt - Horst Janssen - 2
Horst Jansssen, es ist die Theorie einer Frau (Portrait Birgit Jacobsen),
1989, 66 x 52,5 cm, Blei-, Farbstift, Pastell auf Papier

Nicht nur in seinen Selbstportraits beobachtete Janssen den Prozeß des Vergehens, sondern auch in seinen Blumenstilleben haftet mitunter bereits in der Blüte ein herbstliches Welken an; unter seinem Zeichenstift legen sie die typischen pflanzlichen Merkmale ab und werden zu wesenhaften verletzlichen Kreaturen.

ART at Berlin - Courtesy of Galerie Brockstedt - Horst Janssen - 3
Horst Jansssen, o. T. (Portrait Lamme), o. J., 59,5 x 41,5 cm, Blei-, Farbstift auf Papier

Zum Thema EROS bekannte Janssen: „Eros, dieser niedliche, allmächtige Kerl, der in unserer Seele rumschmust, und der lustige SEXUS in unserem Hirn, von wo er uns bei Gelegenheit ins Säcklein greift, die beiden bewegen ja bekanntlich die Welt – in der schönsten Weise alle unsere geistigen und leiblichen Genüsse – in gemeiner Weise auch unsere materiellen Begierden und Ehrgeizeleien. Also ALLLES:“ Fünf Aquarelle zu diesem Thema aus der Serie ‚Phyllis’, die 1978 entstanden, werden hier präsentiert.

ART-at-Berlin---Courtesy-Galerie-Brockstedt---Horst-Janssen --min
Horst Janssen, für heuteabend vor den Tropfen – Perlen, 1979,
68,5 x 54 cm, Blei- und Farbstift auf Papier

Regelmäßig setzte er sich mit seinen Vorbildern aus der Kunstgeschichte auseinander und variierte sie virtuos, vom altmeisterlichen bis zum naiven Strichgestus. Immer wieder den Anfang suchend, kopierte er große Zeichner wie z.B. Primaticcio, Botticelli, Klinger oder Meryon und verwandelte den Geist dieser großen Meister seiner ureigenen Sprache an. „Die ganze Gesellschaft längst verstorbener Zeichner sitzt dir im Nacken“, notierte Janssen selbst einmal.

Wie bei den Stilleben, so sprengen auch Janssens Landschaften die gewohnten Grenzen der Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit. Neben den bereits erwähnten frühen Landschaften sind auch einige Blätter aus der Folge „Bobethanien“ zu sehen, die im Jahr 1990, sozusagen nach seinem inneren Auge, aufgrund von Schilderungen seiner Freundin Heidrun Bobeth entstanden: als Reflex der eigenen Lebenssituation – oft in dramatische Beleuchtung getaucht – finden sich hier zu Boden gestürzte Bäume und wildwuchernde Gewächse vor einem nordisch hohen Himmel. Janssen empfand Landschaft als ein vom starken Ego befreiendes Gegenüber: „Wo einer unter zwei Gewittern Götterdämmerung erblickt, fühle ich mich gemüüütlich (…), wenn diese lautlose Welt verkehrt beleuchtet wird, indem alles Licht von der Erde ausgeht und alles Gebüsch und Gras und Wasser weißlich grün vor dem himmlischen Schwarz leuchtet, dann überkommt mich große Behaglichkeit: ich verliere für einen Moment meine Identität und nichts ist da, was durch Erinnern stört.“

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Horst Janssen, Viola – für Lilly, 1978, 29 x 35 cm, Aquarell, Bleistift auf Papier

Den Typus des genialischen Künstlers, der auf bürgerliche Konventionen pfeift, hat Horst Janssen leidenschaftlich verkörpert. Dabei erfüllte er sämtliche Erwartungen, die sich durchaus mit dem Begriff des Genies verbinden: die Maßlosigkeit, das Exzentrische und die wütende Selbstzerstörung (Zitat Prof. Urlaß PH Heidelberg)

Vernissage: Donnerstag, 12. September 2019, 18:00 – 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Donnerstag, 12. September bis Donnerstag, 14. November 2019 – ACHTUNG: nochmals verlängert bis Freitag, 24.01.2020!

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