bis 16.09. | #3976ARTatBerlin | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin präsentiert ab 22. August 2023 (Vernissage: 19.08.) die Ausstellung “Glide through evanescent lands” mit Werken der Künstlerin Houda Terjuman.
Schwebende Felsen, mit Schnüren zusammengebunden, Spuren von Gold, ein Fahrrad auf einer Wiese, ein verlassenes Schwimmbad, eine offene Tür. Für Houda Terjuman besteht das Leben aus visuellen Symbolen, die sie sammelt und in exquisite Traumlandschaften malt, die das Vergehen der Zeit und Geschichten der Migration reflektieren. Diese jüngste Serie filigraner Gemälde, die sie in „Glide Through Evanescent Lands“, ihrer zweiten Einzelausstellung in der Kristin Hjellegjerde Galerie, präsentiert, ist ihre bisher persönlichste. Sie ist inspiriert von ihren eigenen Erfahrungen der Entwurzelung und ihrer ständigen Suche nach Gleichgewicht.
In vielen dieser Arbeiten erscheinen die Objekte – die Terjuman als Symbole „für uns“ oder unsere Erinnerungen beschreibt – ungebunden, im Raum schwebend oder von einem dünnen Faden gehalten, wie etwa die Felsen in „Unfasten the cord and emerge I“ und II. Beide Werke zeigen zwei Felsen, von denen einer an eine Schnur gebunden ist und der andere frei im Raum schwebt. Für Terjuman steht die Schnur für die Sicherheit und den Komfort der Gesellschaft – der freischwebende Felsen hingegen ist im Raum tiefer gesunken, hat aber auch begonnen, seine eigene Identität zu entwickeln. In „Unfasten the cord and emerge I“ sprießen aus seiner Oberfläche Blätter, während die ausgeblasene Kerze in II einen Wunsch symbolisiert, der vom Rauch in die Atmosphäre getragen wird. In „Vente conmigo I“ und „Vente conmigo II“ hingegen sind die Steine miteinander verbunden und scheinen sich gegenseitig auf ihrer Reise ins Ungewisse zu stützen und zu führen.
Ein weiteres wiederkehrendes Motiv sind Goldstücke, die eine Spur am Himmel bilden und den Blick in die Ferne führen. In allen Gemälden von Terjuman verweist das Gold auf El Dorado, die Legende einer goldenen Stadt, die die Menschen seit Jahrhunderten mit ihrem Versprechen von unvorstellbarem Reichtum verzaubert hat. Sie untersucht El Dorado jedoch nicht als einen Ort oder eine hoffnungslose Suche nach materiellem Reichtum, sondern als einen Geisteszustand, der positives Denken ermöglicht. In „Drifting Destinies VI“ zum Beispiel, einer der dunkleren, melancholischeren Szenen, die ein cremefarbenes Sofa am Rande einer sumpfigen Einöde zeigt, ist das Gold sowohl eine Lichtquelle als auch ein Weg zu etwas, das über den gegenwärtigen Moment hinausgeht.
In gewissem Sinne ist dies das Ziel von Terjumans Kunst: mit sorgfältig ausgewählten Farben und Objekten ein Bild zu schaffen, das sowohl Künstler*in als auch Betrachter*in inspiriert und berührt. Die verschiedenen Rottöne, die sie im Hintergrund vieler dieser neuesten Gemälde verwendet – am intensivsten in „Pine tree cloak“ und „Pine tree cloak II“ -, werden beispielsweise mit Feuer (Energie) und Blut (unsere essentielle Lebensquelle) sowie dem Muladhara- oder Wurzelchakra assoziiert, das nach dem hinduistischen Tantrismus mit der Erde und einem Gefühl der Verwurzelung verbunden ist. Die üppigen Grasflächen, die in Terjumans Werken immer wieder auftauchen und sich scheinbar endlos bis zum Horizont erstrecken, vermitteln ein Gefühl der ruhigen Weite.
Durch diese Elemente findet Terjuman einen Sinn für visuelle Harmonie, der es ihr ermöglicht, die unheimliche Präsenz eines Bootes oder eines verlassenen Fahrrads auf einer Wiese in eine kraftvolle Botschaft der Schönheit und Hoffnung zu verwandeln.
Vernissage: Samstag, 19. August 2023, 12:00 – 18:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Dienstag, 22. August bis Samstag, 16. September 2023
Bildunterschrift: Houda Terjuman – Drifting into oblivion, 2022, Oil on canvas mounted on board, 66 x 66 cm
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