post-title Isabelle Graeff | Matter & Mind | Sexauer Gallery | 18.08.-30.09.2021

Isabelle Graeff | Matter & Mind | Sexauer Gallery | 18.08.-30.09.2021

Isabelle Graeff | Matter & Mind | Sexauer Gallery | 18.08.-30.09.2021

Isabelle Graeff | Matter & Mind | Sexauer Gallery | 18.08.-30.09.2021

bis 30.09. | #3132ARTatBerlin | Sexauer Gallery präsentiert derzeit die Solo-Ausstellung „Matter & Mind“ der Künstlerin Isabelle Graeff.

Isabelle Graeff reflektiert in ihrer Einzelausstellung mit Keramiken, großformatigen Fotografien, einer Leuchtschrift und einer Videoinstallation das Verhältnis von Geist und Materie. Antworten auf die diesbezüglichen Fragen suchen Menschen seit jeher im Mythos, der Religion und der Wissenschaft. Graeff verbindet in ihren Arbeiten Wissenschaft mit Spiritualität und kontrastiert eine Weltsicht, die allein auf das Materielle und das Prinzip der Dualität ausgerichtet ist

Courtesy by Sexauer Gallery, Isabelle Graeff, Foto: Marcus Schneider

In ihrer zweiten Einzelausstellung bei SEXAUER geht Isabelle Graeff mit  Fotografien, Keramiken und einer Videoinstallation der Frage nach, wie es denn nun sei mit Materie und Geist, Leib und Seele, Atom und Emotion. Auf diese Fragen suchen Menschen seit jeher Antworten. Im Mythos, in der Religion, der Wissenschaft – eine Suche mit Intellekt, Geistestechniken und Spiritualität. Dabei interessiert sich die Künstlerin insbesondere für das Spannungsverhältnis von Materie und Bewusstsein.

In der Videoarbeit Quantum rezitieren drei nackte schwangere Frauen einen Vortrag, den Max Planck 1944 über den Urgrund der Materie hielt. Planck postuliert, es gebe keine Materie an sich, nur eine Schwingung von Teilchen, hinter denen ein intelligenter Geist stehe.

Courtesy by Sexauer Gallery, Isabelle Graeff, Foto: Marcus Schneider

In ihrer seriellen Installation Ständer (Gemeinschaft) stehen hunderte glasierte Keramiken in einer organischen Formation. Bauchige Hohlformen, die sich nach oben verjüngen und, betrachtet man sie von unten, innen in verschiedenen Rottönen lackiert sind. In den oberen Öffnungen stecken Kerzen aus Bienenwachs. Zwischen den Ständern liegen Eicheln, seit jeher Symbole für Fruchtbarkeit, Leben und Unsterblichkeit. Die Beherrschung des Feuers gilt als eine der großen kulturellen Errungenschaften. Schon vor hunderttausenden von Jahren verlängerte das Feuer den Tag durch Licht und Wärme und ermöglichte so eine Erweiterung und Vertiefung der zwischenmenschlichen Kommunikation.

Cosmic Soup, vier vertikal und horizontal gespiegelte Fotografien einer Pfütze, reflektiert die Entstehung des Lebens. Als vierteiliges Gesamtbild erinnern die Fotografien an eine Kröte. Jenes Tier, das zu seiner Entwicklung von der wasserbewohnenden Kaulquappe zum hüpfenden Landtier verschiedene Metamorphosen durchläuft.

In der Arbeit The Cloud of Unknowing ordnet Graeff sehr ähnliche, aber doch unterschiedliche Keramiken zu einem Kreis. Die Keramiken sind Abformungen des Körpers der Künstlerin während der Meditation. Beim Meditieren werden die Grenzen des Körpers und des Bewusstseins erweitert. Dies kann zu einer Überwindung der Subjekt-Objekt-Spaltung (von Ich und Welt) führen, zu einem buchstäblich undifferenzierten Zustand, der einer reinen Potentialität im Sinne der chinesischen Philosophie gleicht. In dieser reinen Potentialität gibt es noch keine unterschiedenen Objekte und doch ist sie zugleich der Ursprung von allem. Auch diese Potentialität, Wuji genannt, erinnert an Theorien der Quantenphysik, nach der das Universum, also Raum, Zeit und Materie, durch Quantenfluktuationen aus einem Vakuum, einer Leere, entstanden sind.

Courtesy by Sexauer Gallery, Isabelle Graeff, Foto: Marcus Schneider

Auch das Diptychon Infinite Echo reflektiert die Analogien der Form und den Kreislauf der Dinge, die Verbindung aller Wesen und die Transformation und Verschränkung von allem. Zwei analoge Fotografien: links ein mit Muscheln besetzter Stein, rechts ein golden schimmerndes Textil. Scheinbar unterschiedliche Gegenstände, aber tatsächlich verwandt, weil sich ständig alles verwandelt. Eine Muschel wird zu Staub, der Staub Teil der Erde. Auch hier schimmern die hermetischen Prinzipien von Analogie, Polarität und Schwingung hindurch. Alles spiegelt und wiederholt sich, alles ist zweifach, alles Schwingung. Das 2. Prinzip zur Analogie: „Wie oben, so unten; wie innen, so außen; wie der Geist, so der Körper“, das 3. zur Schwingung: „Nichts ruht; alles ist in Bewegung; alles schwingt“ und das 4. zur Polarität: „Alles ist zweifach (…), Gegensätze sind ihrer Natur nach identisch, nur in ihrer Ausprägung verschieden“.

Die Leuchtschrift Alle helfen Allen über der Ausgangstür scheint auf den ersten Blick einfach, ist tatsächlich aber vieldeutig. Selbst durch unser Unterlassen können wir helfen. Ein Verbrechen zu ermöglichen, die Umwelt zu schädigen oder den Gemeinsinn zu untergraben. Jedes Tun und jedes Unterlassen hat eine Wirkung. Menschen neigen dazu, dualistisch zu denken und alles in richtig und falsch, Gut und Böse, einzuteilen. Löste man sich von diesem Dualismus, stellte sich die Frage, ob dann weitere Zusammenhänge erkannt werden könnten. Unabhängig davon scheint allerdings klar, dass „Alle helfen Allen“ keinen geringeren Wahrheitsanspruch haben sollte als „Keiner hilft Keinem“, so der Titel einer Arbeit von Jörg Schlick aus dem Jahr 1991, Wahlspruch der Lord-Jim-Loge, zu der auch Martin Kippenberger gehörte. Welches Diktum als Ausgangspunkt des Denkens zeitgemäß sei, wäre jedenfalls eine Diskussion wert.

Courtesy by Sexauer Gallery, Isabelle Graeff, Foto: Marcus Schneider

Ausstellungsdaten: Mittwoch, 18. August – Donnerstag, 30. September 2021

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Ausstellung Isabelle Graeff – Sexauer Gallery | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

 

 

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