verlängert bis 20.11. | #2139ARTatBerlin | Galerie Brockstedt präsentiert ab 14. September 2018 die Einzelausstellung Zwischen De Stijl und Bauhaus der Malerin Lou Loeber (1894-1983).
Lou Loeber (Louise Maria (Lou) Loeber) wurde am 3. Mai 1894 in Amsterdam geboren. 1901 verzogen ihre Eltern nach Blaricum N.H., wo sie noch heute wohnt. Im kommenden Jahr wird Lou Loeber 80 Jahre alt. Mit 19 Jahren begann sie zu malen. Ihren eigenen Stil fand sie schon Anfang der 20er Jahre. Lou Loeber kommt aus gut bürgerlichen Verhältnissen und war – von dieser Herkunft aus gesehen – schon in jungen Jahren ein sehr moderner Mensch, der an allen geistigen Strömungen dieser Zeit lebhaften Anteil nahm. Sie war schon Mitte der 20er Jahre eine Sozialistin und wurde 1927 Mitglied des „socialistischen kunstenaarskring“, als dieser gegründet wurde. Seitdem ist sie eine aktive Pazifistin. Schon sehr früh interessierte sich die junge Künstlerin für die Strömungen in der modernen Kunst ihrer Tage – für den Kubismus, den Blauen Reiter und das Bauhaus. Bei einem Besuch in Dessau im Jahre 1927 entstanden die Bilder Dessau I und II. Schon früh hatte sie die Schriften von Kandinsky „Das Geistige in der Kunst“ und „Punkt, Linie zu Fläche“ gelesen. Doch ihre geistige Heimat fand die Künstlerin bei den Künstlern der holländischen Stijl-Gruppe, bei Mondrian, van Doesburg und Bart van der Leck, sowie den dieser Gruppe nahestehenden Architekten Oud und Rietveld. Bei Lou Loeber aber stand im Gegensatz zu vielen Stijl-Künstlern der Gegenstand des Bildthemas im Mittelpunkt. Nur bei Bart van der Leck – aus der Gruppe der Stijl-Künstler – finden wir dazu eine Parallele. Die Abstraktion ist ein integraler Bestandteil der Kunst aller Zeiten. Man kann sie vom 14. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts zurückverfolgen. Erst am Beginn des 20. Jahrhunderts wird die Abstraktion zum primären Thema der Kunst. Sie wird zum Problem „par exellence“. Fast könnte man von dem Einbruch eines mathematischen Elements in die sonst so primär intuitiv bestimmte Bildkunst sprechen. Diese Entwicklung erreicht dann etwa um 1950 den Punkt, wo die Abstraktion fast ad absurdum geführt wird. Gute Beispiele dafür sind Künstler wie Yves Klein und Lucio Fontana. Sie haben sicher noch eine letzte künstlerische Aussage, sind aber inzwischen an einen Punkt gekommen, wo es keinen Schritt mehr weiter geht, und was folgerichtig zur Vernichtung – wären die jungen Künstlern ihnen gefolgt – des Tafelbildes geführt hätte. Es ist hier nicht der Ort und der Raum, um die Grenzen der Abstraktion zur Diskussion zu stellen – es wäre fast identisch mit dem Thema über die Grenzen der menschlichen Freiheit überhaupt. Zu diesem Gedankengang regt uns die Künstlerin Lou Loeber an, die bei größter Abstraktion einen Objektbezug in ihren Bildern bewahrt hat und deren künstlerische Konzeption vor einem halben Jahrhundert entstanden ist.
Amsterdam, Februar 1973 – Dr. C. Richartz
Rotslandschap Portugal 1932 57,2 x 40,8 cm Öl auf Malpappe
Lou Loeber (1894-1983) – Biografie
1894
Louise Maria (Lou) wurde am 3. Mai in Amsterdam geboren, als ältestes von sieben Kindern des Papierfabrikanten Gerhard Loeber (1865-1950) und seiner Frau Charlotte geborene Landré (1869-1936). Sie wächst in gro.bürgerlicher Umgebung in einem liberal protestantischen Elternhaus auf und hat zusammen mit ihren Geschwistern eine unbeschwerte Jugend.
1901
Umzug nach Blaricum, Provinz Nordholland, in die vom Vater erbaute Villa »Zonnenhoef« auf dem Gelände des Landgutes »Jagtlust« der Großeltern Landré. Der Vater kauft Kunstwerke und pflegt Bekanntschaft mit den Freilicht-Künstlern aus dem nahegelegenen Künstlerdorf Laren. Er selbst entwirft Tapeten, Decken-malereien und Buntglasfenster. Durch Atelierbesuche und Ausstellungen entwickelt Lou eigene künstlerische Ambitionen. Ihre Schwestern Miep und Lot spielen Klavier, der Bruder Jan Cello, Lou selbst spielt Violine.
1913-1915
Malunterricht bei August LeGras und Co Breman, Der Vater baut ihr ein Atelier.
1915-1918
Aufnahme an der Rijksacademie voor Beeldende Kunsten, Amsterdam; Studien bei Prof. Carel Dake. Sie wohnt im Mädchenpensionat der sozial engagierten Suze Bauer und interessiert sich für soziale Ideen. In den Sommermonaten nimmt sie Unterricht bei dem Belgier G. van Haecht.
1918
Auf dem Fest zum 1. Mai begeistert sie die Rede des Sozialisten A. B. Kleerekoper.
1919
Unterricht bei Hans van Santen (1882-1967) und Jan Sluijters (1881-1957). Die Bekanntschaft mit dem Schriftsteller und Kubisten Toon Verhoef (1893-1979) bringt sie in Kontakt mit Kubismus und De Stijl. In den folgenden Jahren entwickelt sie ihre strengen Formen und primärfarbige Palette. Sie sucht eine Verknüpfung von moderner Kunst und Sozialismus und wählt Themen aus Industrie- und Arbeitswelt. Sie liest sozialistische und aber auch kunsttheoretische Texte.
1922-1926
Seit 1922 macht Loeber von ein und demselben Motiv mehrere Fassungen, um den Preis möglichst niedrig zu halten. Von Juni bis September 1922 ist sie in Thüringen, 1924 in Spanien und Portugal; 1923 und 1926 macht sie Ferien in Belgien. Sie interessiert sich für den Kubismus, den Blauen Reiter und das Bauhaus.
Landschap Thüringen 1922 46,3 x 61,3 cm Öl auf Malpappe
Hofje 1923 45 x 60,5 cm Öl auf Leinwand
De Brug (Portugal) 1925 69,8 x 70,2 cm Öl auf Malpappe
1927
Sie wird Mitglied des »Socialistischen Kunstenaars Kring« (1927-34) und aktive Pazifistin. Sie fährt nach Berlin und Dessau, wo sie am Bauhaus wichtige künstlerische Impulse erhält. 1929 entstehen die Bilder Dessau I und Bekanntschaft mit Dirk Koning (1888-1978).
Grintgraver II, 1928 38,4 x 42,5 cm Öl auf Malpappe
o. T. (Lampe + Ofen) 1928 46,4 x 41,8 cm Gouache auf Papier
1931-1978
Heirat mit Dirk Koning. Sie wohnen und arbeiten zusammen im »Zonnenhoef«, in Blaricum. In den Werken von Lou Loeber bleibt bei aller Abstraktion immer ein Objektbezug erhalten.
1978
Tod von Dirk Koning. Umzug in das Pflegeheim De Beukelaar, Blaricum.
1980
Lou Loeber schreibt ihre Erinnerungen für das Centraal Museum in Utrecht.
1983
Lou Loeber stirbt am 2. Februar in Blaricum.
Text: Das Verborgene Museum/Berlin
Vernissage: Freitag, 14. September 2018, 18 – 21 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 14. September – Samstag, 3. November 2018 – verlängert bis 20. November 2018!
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Bildunterschrift: Landschap Thüringen 1922 46,3 x 61,3 cm Öl auf Malpappe
Ausstellung Lou Loeber – Galerie Brockstedt | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin
Sehr wichtig und angemessen an LOU LOEBER zu erinnern. G.K.