verlängert bis 28.02. | #2927ARTatBerlin | KLEINERVONWIESE zeigt ab 27. November 2020 im enter art airshop opas Nr 1 die Gruppenausstellung Paradise mit Werken von und um Michael Buthe.
Teilnehmende Künstler*innen:
Michael Buthe, Nasser Almulhim, Andreas Blank, Klaus vom Bruch, David Krippendorff, Stefan Kürten, Marcel Odenbach, Manfred Peckl, Angelika Platen, Stephan Rinck, Ulrike Rosenbach, Maik Schierloh, Pola Sieverding, Kerstin Serz, Barthélémy Toguo, Ricardo Peredo Wende, Abbas Yousif
Co-Galerist Stephan von Wiese, früherer Museumskurator in Düsseldorf, gestaltete 1977 die Einzelausstellung „Hommage an einen Prinzen aus Samarkant“ im Kunstmuseum Düsseldorf mit Arbeiten von Michael Buthe. 1999 richtete er ihm dort eine Retrospektive aus. 1983 erschien sein Buch: Michael Buthe. Skulptura in Deo Fabulosa“ im Verlag Silke Schreiber.
In Buthes Werk werden konsequent Konventionen gebrochen, das spontane Lebensgefühl fließt direkt in die Arbeiten ein. Das Ganz-Nahe und das Ganz-Andere spiegeln sich dabei wider, Glück und Trauer werden ungebrochen und authentisch festgehalten. Durch die vielen Schnüre und Tücher in Buthes Werk scheinen diese magischen Momente wie festgebunden. Die Kunst wird zu einer großen Entdeckungsreise, das Werk ist ein mythischer Raum.
Michael Buthe, zuweilen auch zu „Michel de la Sainte Beauté“ geadelt, griff als einer der ersten nach den letzten beiden großen Kriegen in Europa im Westdeutschland der 70er Jahre ohne jede kolonialistische Attitude die Schönheit und Mystik der Kulturen des Orients auf und führte sie in einen zeitgenössischen Kontext. Der Künstler war bei seinen vielen Reisen in ferne Länder und Kulturen gewissermaßen auf der Suche nach dem „verlorenen Paradies“, versteht man „Paradies“ im Sinne der ursprünglichen Bedeutung als geschützten, glückserfüllten Ort.
In seine Werke, Environments, Skulpturen, Aktionen, Malereien, band Buthe immer wieder Fundstücke ein – Objects Trouvés – oft mit Schnüren oder zerrissenen Tüchern rituell umwickelte Kleidungsstücke, Federn, Schneckenhäuser, Dosen, Alltagsgegenstände. Durch Verwendung von Blattgold wurden viele Werke mit sakraler und repräsentativer Strahlung aufgeladen – und nicht selten gekonnt provokant überladen.
Michael Buthe, Ohne Titel., 1994, Mischtechnik auf Leinwand,
70 x 50 cm, (MB-TL 04)
Buthes letzte Werke aus Tanger von 1994, eines ist das zentrale Motiv der aktuellen Ausstellung (siehe oben), sind unter anderem ein ins Malerische umgesetzter „Orakelkorb“, wie ihn der Künstler einst in Benin kennengelernt hatte. Der Orakelkorb dieser afrikanischen Stammeskultur enthält viele kleine Objekte wie Muscheln, Knochen, Figuren, Artefakte aller Art, die vom Medizinmann immer wieder neu geschüttelt und in jeweils neuer Kombinatorik inhaltlich gedeutet werden.
Michael Buthe, Ohne Titel, 1994, Aquarell Collage, 36 x 51 cm, TA 08, VK-Preis
KLEINERVONWIESE beleuchtet mit der Ausstellung „Paradise“ eine kleinere Auswahl von Spätwerken aus dem Nachlass des Künstlers, zumeist 1994 in Tanger, auf Buthes letzter Reise entstanden und bisher nur einmal, 1994, in der Galerie Ribbentrop in Eltville ausgestellt. 1994 war auch das Todesjahr des 1944 geborenen Künstlers. Größere Werkübersichten gab es zuletzt 2015 und 2016 im Stedelijk Museum voor Actuele Kunst (S.M.A.K.) in Gent und im Münchner Haus der Kunst als Präsentation der Sammlung Goetz.
Barthélémy Toguo, Welcome home, 2012, Aquarell auf Papier, 28 x 38 cm
Das sinnliche Feuer im Werk von Michael Buthe lodert immer wieder auf, sowie seine Arbeiten sichtbar werden, vor allem in Zeiten wie diesen, in denen Abstand überlebensnotwendig zu sein scheint. Es war auch Inspiration für diese Gruppenausstellung, in der auch Werke seiner Kölner Freunde – wie Ulrike Rosenbach, Klaus vom Bruch, Marcel Odenbach und Stefan Kürten, ein Schüler Buthes, einbezogen sind, aber auch die aktueller afrikanischer und arabischer Künstler wie Abbas Yousif aus Bahrain, Nasser Almulhim aus Saudi Arabien und Barthélémy Toguo aus dem Kamerun.
Kerstin Serz, Akalanthis, 2020, Öl, Acryl und Blattgold 18 Karat auf Nessel, 80cm x 100 cm
Kerstin Serz, “Binsengold”, 2020, Öl, Acryl und Blattgold (Citrongold 18 Karat), 70 cm x 100 cm
Klaus vom Bruch, “Michael Buthe, Hommage an einen Prinzen aus Samarkant” /
Feat. Udo Kier. Video der Performance im Kunstmuseum Düsseldorf 1977
Aus Berlin sind die Steinbildhauer Andreas Blank und Stefan Rinck mit Arbeiten in der Ausstellung vertreten, ebenso der Keramikbildhauer Chris Hammerlein, die Maler und Malerinnen Manfred Peckl, Maik Schierloh und Kerstin Serz, der Maler und Videokünstler David Krippendorff, der Installationskünstler Ricardo Peredo Wende und die ebenfalls mit dem Medium Video sowie Fotografie arbeitende Künstlerin Pola Sieverding.
Stefan Rinck, Brancasso, 2017, Roter Sandstein, 12.000 EUR
Andreas Blank, “Untitled” 2020, Marmor, 42 x 32 x 6 cm
Andreas Blank, “Still Life”, 2019, Alabaster, Katzengold, 26 x 8 x 8 cm
David Krippendorff, “Silenced with Gold”, 2017 – 2020.
Blattgold auf Partitur, 124 x 184
Die Fotografin Angelika Platen schuf eine Fotosequenz von Michael Buthe, die gleich nach der Rückkehr von der ersten Marokko-Reise, 1970, entstanden ist. Ihre Aufnahmen zeigen die Verwandlung des jungen, Anzug- und Schlips-tragenden Kunststudenten in einen völlig neuen Menschen: einen Michael Buthe, der fortan im Burnus und mit Federn im Haar erscheint – man meint sein herzhaftes Lachen zu vernehmen. Selten können Menschen in ihren Momenten der Erlösung festgehalten werden. Angelika Platen ist das gelungen.
Angelika Platen, Exotisch gefiedert”, Michael Buthe, Köln 1970 in der Galerie Möllendorf,
jedes der vier Fotos, 25, 8 x 38,8 cm, Archival Pigment Fine Art Print / Baryta
Von Michael Buthe werden zeitlose Arbeiten – 2 Aquarelle, ein Gemälde und ein Bildobjekt – gezeigt. Von seinen Installationen sind zumeist nur Relikte übrig, und es ist oft aussichtslos, sie ohne seine Anwesenheit wieder auferstehen zu lassen. Hier liegt womöglich das Einzigartige des Künstlers Michael Buthe: Viele seiner Werke leben eben NICHT ohne ihn. Mit seiner Abwesenheit ging ihre Eindringlichkeit verloren. Paradiesische Zustände ohne Menschen kann es nicht geben – das könnte eine der Botschaften dieser Ausstellung sein.
Constanze Kleiner, Stephan von Wiese
Vernissage: Donnerstag, 26. November 2020, 17:00 bis 22:00 Uhr, unter Beachtung der geltenden Hygiene- und Abstandsregeln
Ausstellungsdaten: Freitag, 27. November bis Donnerstag, 31. Dezember 2020 – ACHTUNG: verlängert bis Sonntag, 28. Februar 2021
Zur Galerie
Ausstellung Michael Buthe – Paradise – KLEINERVONWIESE | Zeitgenössische Kunst – Contemporary Art – Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin