post-title NEW ANATOMIES | Gruppenausstellung | FeldbuschWiesnerRudolph | 19.03.-16.04.2022

NEW ANATOMIES | Gruppenausstellung | FeldbuschWiesnerRudolph | 19.03.-16.04.2022

NEW ANATOMIES | Gruppenausstellung | FeldbuschWiesnerRudolph | 19.03.-16.04.2022

NEW ANATOMIES | Gruppenausstellung | FeldbuschWiesnerRudolph | 19.03.-16.04.2022

bis 16.04. | #3370ARTatBerlin | FeldbuschWiesnerRudolph (FWR) zeigt ab 19. März 2022 die Ausstellung NEW ANATOMIES mit Arbeiten von 12 Künstler:innen. Ausgehend von Ulrike Ottingers ikonischer Fotografie „Das Geheimnis der Madame X (Tabea Blumenschein)“ (1977) haben Sara-Lena Maierhofer und Flo Maak junge Kolleg:innen eingeladen, die mit Ottingers Werk ihre Geschichten von Identität, Geschlecht, Körperlichkeit und Begehren erzählen.

Beteiligte Künstler*innen: Adelaide Damoh, Magdalena Emmerig & Flo Maak, Harry Hachmeister, Almut Hilf, Sara-Lena Maierhofer, Ulrike Ottinger, Laura Schawelka, Maria Sturm, Rebecca Ann Tess, Theresa Weber und Latefa Wiersch.

„I wish to escape from a crystallised identity,…“

Josephine de Collage (Yvonne Rainer) in „Madame X. Eine absolute Herrscherin“, 1977

Abbilder von Helden wurden lange Zeit in Bronze gegossen, gerne auch auf ein Pferd gesetzt und auf einen Sockel gestellt, damit auch zukünftige Generationen die Taten dieser Männer erinnern. Einige dieser vermeintlichen Helden wurden von ihren Thronen gestoßen und zu Altmetall verarbeitet. Viele warten noch auf ihren Sturz. Was mit den frei gewordenen Podesten geschehen soll, wird diskutiert. Sollen wir dort unsere Heldinnen verewigen oder die Sockel demonstrativ unbesetzt lassen, um auf die ungeschriebenen Geschichten unbekannter Heldinnen aufmerksam zu machen?

Selten findet sich eine Frau als Standbild verewigt, und wenn dann eher als liegende Muse, die nicht für ihre (heroischen) Taten sondern ihr schönes Sein bewundert wird. Während schon Heldinnen – im öffentlichen Raum wie auch in den Museen und Geschichtsbüchern – kaum sichtbar sind, sind non-binäre und trans-identitäre Figuren der Geschichte quasi unsichtbar. Auch für die Erinnerung an die kollektiven Bewegungen, denen wir Sichtbarkeit, Teilhabe und Freiheit in der Wahl von Partner:innen, Berufen und Identitäten zu verdanken haben, fehlt es an angemessener Repräsentation.

Heute haben unsere Generation, sowie die, die vor und nach uns kamen, ein breiteres Repertoire an Bildern, Gesten und Vokabeln, die erlauben, selbstbewusst öffentliche Orte einzunehmen und alternative Lebensweisen mutiger und inspirierter zu entwerfen. Das schreiben wir im Wissen um die fragilen gesellschaftlichen Fortschritte und unsere eigenen Privilegien in Zeiten neo-faschistischer Bewegungen, die gerne am imaginierten „Gender-Wahnsinn“ den Verfall der Zivilisation festmachen.

Denen, die wie wir in den 1980ern geboren wurden, erlaubten in den 1990ern vor allem Figuren der Popkultur einen Ausbruch aus der kleinstädtischen Identitätstristesse. Ein Vokabular zur Beschreibung unseres Anders-Seins hatten wir nicht. Wir gebrauchten Bilder von Körpern und Gesten zum Realitätsabgleich mit uns und unseren Spiegelbildern. Später stießen wir auf die Texte Judith Butlers, die uns bei aller intellektueller Überforderung doch ein Vokabular für unser Hadern mit beengenden Rollenbildern bereitstellten.

Die fotografische Arbeit „Geheimnis der Madame X“ von Ulrike Ottinger stellt Tabea Blumenschein als gedoppelte Heldin mit angespanntem Bizeps und schmückendem Brusthaar dar. Das Bild scheint uns wie die Nachricht in einer Flaschenpost; abgeschickt im Jahr 1977 und angekommen in der Gegenwart, um als Superheroin die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte zu verteidigen. Mit New Anatomies senden wir unsere eigene Flaschenpost. Die Beiträge dieser Ausstellung besetzen die leeren Podeste mit eigenen Narrativen, sezieren dabei tradierte Rollenbilder und entwickeln aus diesen Fragmenten alternative Figurationen von Material und Geschlecht.

Text: Flo Maak und Sara-Lena Maierhofer

Eröffnung: Samstag, 19. März 2022, 11:00 – 18:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 19. März bis Samstag, 16. April 2022

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Bildunterschrift Titelbild: Ulrike Ottinger, Das Geheimnis der Madame X (Tabea Blumenschein), Kontext: Madame X – Eine absolute Herrscherin. Insel Mainau, 1977, Copyright © Ulrike Ottinger

Ausstellung New Anatomies – FeldbuschWiesnerRudolph | Contemporary Art – Kunst in Berlin Ausstellungen Berlin Galerien – ART at Berlin

 

 

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