bis 19.11. | #0803ARTatBerlin | KAI DIKHAS freut sich, dass der EMOP Berlin – European Month of Photography 2016 – nach zwei erfolgreichen Beteiligungen in den Jahren 2012 und 2014 dieses Jahr gleich zwei außergewöhnliche Projekte der Galerie Kai Dikhas für das diesjährige Programm ausgewählt hat: Parno Gras von Nihad Nino Pušija und Your Beautiful Blue Eyes von André Jenö Raatzsch.
Zu Nihad Nino Pušija – Parno Gras: mukline Evropljanura – Das weiße Pferd: die vernachlässigten Europäer
Die Fotoserie Parno Gras: mukline Evropljanura befasst sich mit dem Leben der Roma in Europa und ihren Schicksalen. Dabei kommen Fragen in sozialer und politischer Hinsicht auf, nicht zuletzt die nach dem Flüchtlingsstatus der Roma.
„Kunst sehe ich immer als ein probates Mittel, um Missstände zu benennen und diese sichtbar zu machen. Meine fotografischen Langzeitdokumentationen fokussieren oft auf die Marginalisierten Europas, unter ihnen viele Roma. Ich ergänze meine Aufnahmen mit ihren persönlichen Erzählungen und Hintergrundgeschichten. So eröffne ich Binnenperspektiven. Meine Kunst und Fotografie ist stets eng mit meinem Leben verbunden. Je länger ich meine Zeit an einem Ort verbringe, desto intensiver und authentischer wird mein dortiges Erleben und dadurch auch meine künstlerische Auseinandersetzung und Produktion. Zu meiner Strategie und Verantwortung gehört es, dass ich über Jahre und Jahrzehnte oftmals mit den gleichen Protagonisten lebe und arbeite. Die Situation der Roma in Europa fotografisch zu begleiten ist keine kurzweilige Safari, auf der man schnelle Schnappschüsse macht.“ (Nihad Nino Pušija)
Zu André Jenö Raatzsch – Your beautiful eyes
Die performativ-fotografische Ausstellung stellt die Frage, wie die gesellschaftliche und politische Bedeutung von Sinti und Roma-Fotografien im Zeitalter der Partizipation neu konstruiert wird.
Was erwarten Sie von Abbildungen, die Roma und Romnija zeigen? Sie werden in der Ausstellung Your Beautiful Blue Eyes keine sogenannten „Zigeuner-Bilder“ finden. Stattdessen begegnen Sie Bildern und Erzählungen, die komplexe geschichtliche, gesellschaftliche, politische und kulturelle Beziehungen und Bedeutungen zeigen, entwickelt aus der emanzipatorischen und subversiven Sichtweise der Sinti und Sintizze sowie der Roma und Romnija. „Letzten Endes ist die Fotografie nicht dann subversiv, wenn sie erschreckt, aufreizt oder gar
stigmatisiert, sondern wenn sie nachdenklich macht.“ Was Roland Barthes in Die helle Kammer schrieb, gilt auch für diese Ausstellung.
Diese Aussage verdichtet Ariella Azoulay, Professorin für Philosophie und visuelle Kultur an der Bar-Ilan-Universität in Tel Aviv. Sie vertritt in ihrem Buch The Civil Contract of Photography eine Theorie, die alle am fotografischen Prozess Beteiligten einbezieht: Kamera, Fotografen, fotografierte Person und Zuschauende. Azoulay betont vor allem die Verantwortung der betrachtenden gegenüber der abgebildeten
Person, was zur Schlüsselfrage der Ausstellung wird.
Vernissage: Freitag, 30. September 2016, 19-21 Uhr+
Ausstellungsdaten: Samstag, 1. Oktober bis Samstag, 19. November 2016
Podiumsdiskussion: Donnerstag, 20. Oktober 2016, 20 Uhr – KONSTRUKT UND REALITÄT . Fotografie, die nachdenklich macht mit Nihad Nino Pušija, Valérie Leray, André Jenö Raatzsch und Moritz Pankok
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Bildunterschrift: via Galerie KAI DIKHAS – Nihad Nino Pušija
Ausstellung Nihad Nino Pušija + André Jenö Raatzsch – KAI DIKHAS – Kunst in Berlin ART at Berlin