bis 26.10. | #4432ARTatBerlin | Dorothée Nilsson Gallery zeigt ab Mittwoch, 11. September 2024 (Vernissage: 10.09.) die Ausstellung TESTIMONY TO A FALL des Künstlers Yuken Teruya.
Es gibt einen Spruch von Du Fu: „Ein Land mag fallen, aber seine Berge und Flüsse bleiben.“ Nach der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg sprachen viele Japaner diesen Vers und zitierten ihn oft. Der Vers trifft jedoch nicht auf Okinawa zu, wo während der Schlacht um Okinawa 1945 insgesamt 200.000 Tonnen Bomben explodierten, einschließlich der aus Flugzeugen abgeworfenen Bomben und des Granatenbeschusses am Boden. Die Farben der Landschaft Okinawas, die natürlichen Farben des Grüns und der roten Kacheln der Wohnhäuser, sind größtenteils grau geworden. Selbst in Dörfern, die nie das Meer gesehen hatten, erinnerten die eisernen Stürme an die Bedrohung durch das Meer, das weit hinter den Bergen lag. Das Artilleriefeuer der US-Schlachtschiffe füllte die vorgelagerte Landschaft Okinawas mit Schwärze. Bei der Schlacht um Okinawa, bei der die Bewohner vor der entscheidenden Schlacht auf dem Festland „ein geopferter Stein“ waren, kam jeder vierte Bewohner ums Leben. Die Bomben, die tatsächlich Tod, Verletzung und Zerstörung verursachen, sind Eisenstücke, die in Stürmen hochgehen. Die explodierenden Waffen haben nicht mehr die Form von Raketen oder Kanonen, sondern sehen eher wie zermahlenes Erz aus. Die zahllosen Eisensplitter nach der Zerstörung sind längst Teil der Landschaft Okinawas. Sie lauern noch immer still in den Feldern und Büschen der Schlachtfelder. Es ist, als würden sie ihre vergangenen Taten verleugnen. Die Werkserie To the Sky legt die Bombenfragmente frei, die weiterhin darauf warten, von Ballons aufgenommen und vergessen zu werden.
Dieselbe Trümmerlandschaft erstreckt sich auf die Ukraine, Palästina und die Schlachtfelder der Gegenwart. Ein Stück Eisen, das in der Natur vergraben ist, ist immer noch das Produkt von jemandem. Kann man die Identität und die Verantwortung des Herstellers auf natürliche Weise verschwinden lassen? Selbst nach der Explosion bleiben die Waffen als Fragmente auf dem Boden liegen. Sie haben nicht nur das Leben oder die Zerstörung von Menschen zerstört, sondern auch das Gelände und die Umwelt dauerhaft verändert. Der Hersteller muss für die Bergung der Waffen nach ihrer Herstellung sowie für die Entschädigung für Kontaminationen und Schäden verantwortlich gemacht werden.
Der Bingata Keshi Wind stellt einen freien und befreiten Himmel über Okinawa dar. In der Nähe von Militärflugplätzen des US Marine Corps in Japan, die sich in dicht besiedelten Gebieten befinden, darunter auch der Bezirk Bunkyo in der Stadt Ginowan, dürfen keine Ballons fliegen. Der Grund dafür ist, dass sie unter der „Gerichtsbarkeit“ des US-Militärs stehen und keine Lufthoheit besitzen. In dieser Arbeit werden Ballons mit Bingata-Mustern verziert, die als Tanzkostüme im klassischen okinawanischen Tanz verwendet werden. Durch die traditionellen Muster von Schwertlilien, weinenden Kirschblüten und verheißungsvollen Wolken steigen die Ballons frei in den offenen Himmel auf.
Die Monopoly-Serie ist ein Symbol für das Geld selbst, für Spielzeuggeld (Monopoly-Geld). Es ist ein Versuch, die Macht von Symbolen in Kultur, Nation und Religion neu zu vermessen, um Werte zu visualisieren, die nicht gemessen werden können. Die Werke basieren auf den Themen des Metropolitan Museum of Art in New York, des Le Bourg Museum oder der britischen Flagge.
Yuken Teruya (1973, Japan) ist ein in Berlin und New York lebender Künstler. Teruya erhielt 1996 seinen BFA an der Tama Art University in Tokio und 2001 seinen MFA an der School of Visual Arts in New York, wo er 20 Jahre seines Lebens verbracht hat. Seine Werke wurden in der Saatchi Gallery, London (2013), ausgestellt und befinden sich in den öffentlichen Sammlungen des Museum of Modern Art, New York, des Guggenheim, New York, der Flag Art Foundation, New York, der Renwick Gallery, des Smithsonian American Art Museum, Washington, D.C., der Charles Saatchi Collection, London, des Mori Art Museum, Tokio, Japan, des Humboldt Forums, Berlin, und der Daimler Collection, Stuttgart, unter anderem.
Vernissage: Dienstag, 10. September 2024, 18-21 Uhr
Ausstellungsdaten: Mittwoch, 11. September bis Samstag, 26. Oktober 2024
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Bildunterschrift Titel: Yuken Teruya, „To the Sky“, 2022
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