bis 14.09. | Vor 200 Jahren, im Juni 1817, unternahm der Badener Karl Freiherr von Drais die erste Fahrt mit einer von ihm entwickelten „Laufmaschine“, die heute als Urform des Fahrrads gefeiert wird. Anlässlich dieses denkwürdigen Jubiläums hat die Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin rund 70 Objekte aus ihren Sammlungen Grafikdesign, Modebild und Fotografie zusammengestellt, in denen das Fahrrad im Zentrum steht.
Die Ausstellung „RADLEREI! 200 Jahre Fahrradmotive in der Kunstbibliothek“, die in den Foyer-Vitrinen am Kulturforum präsentiert wird, umfasst Plakate, Fotografien, Drucke, Bücher und Zeitschriften aus den Jahren 1817 bis 2017. Die Exponate geben Einblick in die turbulente Geschichte des Fahrrads, vom frühen Veloziped bis zum Kultobjekt des 21. Jahrhunderts, und zeichnen gleichzeitig die Entwicklung der grafischen Gestaltung, fotografischen Ästhetik und Mode in den letzten zwei Jahrhunderten nach.
Ein Kupferstich in der November-Ausgabe der „Allgemeinen Moden-Zeitung“, von 1817, der die Drais’sche Laufmaschine illustriert, und englische Karikaturstiche von Damen und Herren, die sich um 1818 auf hobby horses schwangen, belegen die rasante Verbreitung der Erfindung in den Anfangsjahren. Als in den 1860ern dann Tretkurbeln hinzugefügt wurden, begann der Siegeszug des Velos: von Dreirad und Hochrad zu „Sicherheitsrad“ und Rennrädern, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts Proto-typen für heutige Modelle lieferten. Zahlreiche Plakate zeigen, wie enorm die Fahrradproduktion ab den 1880er-Jahren anstieg und wirtschaftliche und soziale Veränderungen das Fahrrad zum beliebtesten Fortbewegungsmittel machten. Allseits hieß es „All Heil!“ – auch auf Bruno Pauls Titelblatt der Zeitschrift „Jugend“ vom August 1896 prangt der Radlergruß. Die Werbemedien spiegeln zudem den ästhetischen Zeitgeist der Jahre um 1900: Fahrradsilhouetten und fließende Jugendstil-Formen vereinen sich.
In Karikaturen, Gesundheitsratgebern und anderen zeitgenössischen Publikationen wird deutlich, dass Fahrradfahren auch ein Politikum darstellte – vor allem, wenn Frauen es praktizierten. Es inspirierte neue Moden und trug zur weiblichen Emanzipierung bei. Dokumentarische Fotografien der 1910er bis 1930er Jahre lassen erkennen, wie sich die Verknüpfung des Fahrrads mit politischen Inhalten im 20. Jahrhundert fortsetzt. Der sportliche Aspekt des Fahrrads gewinnt in jenen Dekaden an Bedeutung: Kunstradeln und Radrennen sind en vogue. Die reduzierten Formen der Neuen Sachlichkeit finden Eingang in die Gestaltung von Fahrradplakaten: Klarheit in Linie und Aufbau kennzeichnen Grafik wie Produkt, noch bis in die 1950er-Jahre. Eine neue sportive Mode nimmt diese Aspekte auf. Modefotografien aus sechs Jahrzehnten zeigen, dass das Fahrrad – bis heute – ein wichtiges Lifestyle-Accessoire darstellt; es steht für Freiheit und Mobilität, Selbstbestimmtheit und eine gewisse Coolness.
Die Ausstellung zeigt Werke von Henri de Toulouse-Lautrec, Bruno Paul, Will Bradley, Eugène Samuel Grasset, Johann Vincenz Cissarz, Raoul Marton, Robert L. Leonard, Willy Römer, Henning Wagenbreth und anderen. Der Eintritt ist frei.
Eröffnung: Donnerstag, 10. August 2017, 18 Uhr
Ausstellungsdaten: Donnerstag, 10. August – Donnerstag, 14. September 2017
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Bildunterschrift: Friedrich Rehm, Victoria Fahrrad-Werke, 1899, Plakat (Lithografie), © Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin / Dietmar Katz
Eine Sonderpräsentation der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin
Ausstellungen in Museen: RADLEREI! 200 Jahre Fahrradmotive in der Kunstbibliothek | ART at Berlin