bis 21.10. | Das Studio 1, Kunstquartier Bethanien zeigt ab dem 07. Oktober 2017 die Ausstellung „POLENBEGEISTERUNGSWELLE – kulturelle Topographien des polnischen Berlins“.
Während in Polen – wie vielerorts – die „Nation“ als populistischer Fetisch von der Politik (wieder)entdeckt wird, bewegt sich das zeitgenössische Kunstgeschehen ganz selbstverständlich im transnationalen Rahmen. Die Kunstwelt verfügt über jahrzehntelange Erfahrung und hohe Kompetenz in Sachen Migration, Begegnung mit dem Fremden, Zweifel an Identitäten sowie Autonomie gegenüber oktroyierten Kontexten. Gerade Berlin als weltoffene Kunstmetropole lädt dazu ein, die Vielschichtigkeit, Diversität und Mobilität von Räumen der Kunstproduktion und -rezeption zu untersuchen. Diese Räume, die sich physisch als Studios, sozial als Kreise der ExpertInnen und KollegInnen, ökonomisch als Kunstmarkt und diskursiv als (Kunst-)Öffentlichkeit spezifizieren lassen, werden in unserem Projekt im Spannungsfeld transnationaler Beziehungen kartiert.
Der Titel „Polenbegeisterungswelle“ bezieht sich historisch auf Sympathiebekundungen, welche polnische Emigranten als paradigmatische Freiheitskämpfer nach dem verlorenen sog. Novemberaufstand 1830 in den deutschsprachigen Ländern erfahren haben. Ironischerweise entstand gerade in den Kreisen ebendieser Gruppierung die religiös überhöhte Nationalmythologie, die nun in den national-konservativen Exklusionsdiskursen wiederbelebt wird.
Das Herkunftsland Polen, sei es als geographische, biographische, imaginäre oder emotionale Sphäre, wirkt als eine von vielen topologischen Bezugsgrößen, deren Bedeutung für Leben und Arbeit der jeweiligen Künstlerinnen und Künstler variiert. „Polenbegeisterungswelle“ ist als eine Modulation des Rezeptionsprozesses einer „polnischen Kultur“ zu verstehen, indem der – in den institutionellen Kontexten nach wie vor dominante – Herkunftsschlüssel jenseits nationalistischer Vereinnahmungen in ein Beziehungsnetz anderer Deskriptoren des urbanen Raums, wie Ereignisse, Rhythmen, Zyklen, Auren, Nachbarschaften, Leidenschaften, Flows und Kodierungen, eingebettet wird.
In Kombination der Formate Ausstellung, Atelierbesuch und Künstlergespräch, Treffen in Galerien und ExpertInnenrunden, Liveperformance und Aktionen im öffentlichen Raum werden verschiedene Künstlergenerationen dem Berliner Publikum vorgestellt. Zwischen den Werken politischer Migranten bis zu jüngeren Künstlern und Künstlerinnen eines vereinten Europas, werden keine Gemeinsamkeiten gesucht, sondern es sollen individuelle künstlerische Aussagen aufgezeigt werden, um den Raum für persönliche Narrative und sich überlagernde Verweise zu öffnen. Als interpretatorische Klammer fungiert dabei die viel- und wechselseitige Beziehung zum Standort Berlin. Die Stadt ist dabei ein Dokument sui generis, ein lebendiges Archiv, in dem alles zusammenkommt: Orte, Zeiten und Akteure.
Künstlerinnen: Wawrzyniec Tokarski, Ewa Partum, Agnieszka Brzeżańska, Renata Kamińska, Dominik Lejman, Aleks Slota, Jagna Anderson, Krzysztof Leon Dziemaszkiewicz, Zorka Wollny, Ania Nowak, Anna Nowicka, Gosia Gajdemska, Michał Talma-Sutt, Michał Martychowiec, Marlena Kudlicka, Wojtek Hoeft, Anna Krenz, Pola Dwurnik, Jerzy Goliszewski, Kasia Justka
Kuratorinnen: Dr. Jagna Anderson , Iwona Bigos, Berenika Partum
Ausstellungsdaten: Samstag, 07. Oktober bisSamstag, 21. Oktober 2017
Program vom 7. bis zum 21. Oktober 2017
Studio 1, Kunstquartier Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
Wawrzyniec Tokarski
Einzelausstellung 7.-15.10.2017, Eröffnung am 7.10. um 19 Uhr
Ewa Partum
Performance 07.10.2017 um 19 Uhr
Agnieszka Brzeżańska
Atelierbesuch 08.10.2017, um 18 Uhr
Gespräch
Does art have the power to instigate change? 08.10.2017, um 20 Uhr
Renata Kamińska
Atelierbesuch 09.10.2017, um 19 Uhr
Dominik Lejman
Präsentation der Arbeit PLOT 10.10.2017, um 19 Uhr
Aleks Slota
Performance 11.10.2017, um 19 Uhr
Jagna Anderson
Performance 12.10.2017, 18 bis 21 Uhr, Eintritt jederzeit möglich
Krzysztof Leon Dziemaszkiewicz
Performance 13.10.2017, um 19 Uhr
Zorka Wollny Filmpremiere: ‚Unmögliche Opera‘
Gespräch mit den Direktoren von Edith Russ Haus in Oldenburg und Präsentation von Contemporary Lynx Magazine mit der Gründerin und Direktorin Dobromiła Błaszczyk 14.10.2017, um 18 Uhr
Ania Nowak
Performance 15.10.2017, um 18 Uhr
Anna Nowicka
Performance 15.10.2017, um 18 Uhr
Gosia Gajdemska
Performance 15.10.2017, um 18 Uhr
Michał Talma-Sutt
Performance 15.10.2017, um 18 Uhr
Die Adressen für die folgende Veranstaltungen finden Sie auf der Internetseite:
www.polenbegeisterungswelle.com
Michał Martychowiec
Atelierbesuch 16.10.2017, um 19 Uhr
Marlena Kudlicka
Atelierbesuch 17.10.2017, um 17 Uhr
Wojtek Hoeft
Atelierbesuch 17.10.2017, um 19 Uhr
Ewa Partum
Talk 18.10.2017, um 17 Uhr
Anna Krenz
Atelierbesuch 19.10.2017, um 18 Uhr
Pola Dwurnik
Atelierbesuch 20.10.2017, um 19 Uhr
Jerzy Goliszewski
Atelierbesuch 21.10.2017, um 19 Uhr
Kasia Justka
Performance 21.10.2017, um 21 Uhr Club der polnischen Versager e.V. Ackerstrasse 168, 10115 Berlin
Ein Projekt von agitPolska e.V. – Polnisch-Deutsche Initiative für Kulturkooperation und ARTUM Foundation ewa partum museum
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit
Bildunterschrift: Wawrzyniec Tokarski, worldview neutrality 280 x 400cm acrylic on cotton and print on PVC 2013
Ausstellung: POLENBEGEISTERUNGSWELLE – kulturelle Topographien des polnischen Berlins – Studio 1, Kunstquartier Bethanien | Contemporary Art – Kunst in Berlin – ART at Berlin