bis 19.04. | #4598ARTatBerlin | WENTRUP präsentiert ab Samstag, 01. März 2025 die Ausstellung „Everything In Its Place“ des Künstlers Austin Eddy.
Austin Eddy ist für seine farbenfrohen und abstrakten Gemälde bekannt. Seine Werke kombinieren geometrische Formen mit figurativen Anspielungen und erinnern an die Traditionen des Kubismus und des Modernismus. Eddy arbeitet häufig mit Texturen und Schichtungen, die seinen Werken eine taktile Qualität verleihen. Seine Themen kreisen um Alltagsszenen, Emotionen und Erzählungen, die er in stilisierten, oft humorvollen Kompositionen festhält. Seine Werke spiegeln eine intime, persönliche Dimension wider und laden den Betrachter dazu ein, Geschichten und Beziehungen hinter den abstrahierten Formen zu entdecken. Inspiriert von der Volkskunst, der modernistischen Malerei und grafischen Elementen, verbindet Austin Eddy Tradition und Innovation, was zu seiner unverwechselbaren Ästhetik geführt hat.
In seiner ersten Einzelausstellung bei Wentrup – „Everything In Its Place“ – präsentiert der in Brooklyn lebende Künstler einen neuen Zyklus von Stillleben. Alles scheint an seinem Platz zu sein, wie in dem Gemälde, dessen Titel auch der Ausstellungstitel ist. Obst und Fisch sind auf einem Tisch platziert, ein Blumenstrauß; ein lila Vogel am rechten Bildrand wirkt etwas deplatziert. Trotz der Flächigkeit des Gemäldes entsteht durch die Überlagerung der einzelnen Objekte, die sich aus verschiedenen geometrischen Formen zusammensetzen, Tiefe im Raum.
Rechtecke, Kreise, Linien und ovale Formen dominieren das Bild, und doch sind die dargestellten Gegenstände klar als solche zu erkennen. Schon Paul Cézanne war der Meinung, dass Künstler in der Natur nach geometrischen Formen suchen sollten. Und das tut auch Austin Eddy. Er legt diese geometrischen Formen wie eine Collage übereinander, immer mit scharfen und klaren Konturen, so dass die einzelnen Teile wie ausgeschnitten wirken. Zugleich erinnern die in Öl und Pastell gemalten Formen an die Farbfeldmalerei. Die Farbe ist ein vorherrschendes Thema in Austin Eddys Gemälden. Ein einziger Farbton kann einen größeren Unterschied ausmachen als die gesamte Komposition. Seine Farbpalette zeichnet die Spannung zwischen Figuration und Abstraktion nach.
Austin Eddy, Fresh Fruit For Rotting Vegetables, 2024, Oil, pastel on canvas, 91.4 x 101.6 cm, Foto: Stan Narten
Es ist typisch für Austin Eddy, dass sich seine Werke nicht auf eine einzige Interpretation oder Referenz reduzieren lassen. Auf den ersten Blick scheinbar einfach zu lesen, entfalten sie bei längerer Betrachtung weitere Dimensionen und spielen mit kunsthistorischen und alltäglichen Bezügen. Die bis zum Rand mit Früchten und Fischen gefüllten Tische zeigen oft ein Leben im Überfluss, doch ist die Vergänglichkeit bereits eingeschrieben – es ist unvermeidlich, dass sie mit der Zeit verrotten werden. „Alles an seinem Platz“ – die Frage ist nur, wie lange. Ein anderes Bild zeigt einen mit verschiedenen Früchten bestückten Tisch; der Apfel im Vordergrund scheint fast herunterzufallen. Der Titel des Werks – Fresh Fruit For Rotting Vegetables – scheint auf eben diesen Prozess des Verfalls anzuspielen. Er ist jedoch dem gleichnamigen Debütalbum der Dead Kennedys von 1980 entlehnt und eröffnet damit eine weitere, auf den ersten Blick unsichtbare Interpretation: Die Band kritisierte mit ihrem Album alle Aspekte des so genannten American Way of Life und das gesamte amerikanische politische System. Auch die umstürzende Blumenvase auf dem Gemälde November 6th, 2024 – ein Kommentar zur aktuellen Politik Amerikas, poetisch verpackt in ein Stillleben.
Mit The Card Players bezieht sich Austin Eddy erneut auf Paul Cézanne, der in den 1890er Jahren eine Serie von fünf Bildern mit Kartenspielern malte. Die Versionen drei bis fünf gelten heute als Wegbereiter des Kubismus. Anstelle von Menschen lässt Austin Eddy zwei Vögel auf einem Tisch voller Karten sitzen. Wie die Menschen haben sich auch die Vögel ausgebreitet und die Erde mit Tausenden von Arten bevölkert. Die Vögel in Austin Eddys Werk stehen oft für Menschen, die ihm nahe stehen. Und das Kartenspiel wird zu einer Metapher für das Leben: Ein gewöhnliches Spiel, das sich plötzlich in etwas Ernstes verwandelt.
Bei näherer Betrachtung des Werks von Austin Eddy fallen nicht nur Vieldeutigkeit und Tiefgründigkeit auf, sondern auch der gekonnte Einsatz von Öl und Pastell. Wirken die Gemälde aus der Ferne flach und homogen in ihrem Auftrag, so werden die unterschiedlichen Materialien und ihre charakteristischen Strukturen bei der Annäherung deutlich sichtbar. Die Ölfarbe wird entweder dick oder sehr dünn aufgetragen, so dass sie fast einen aquarellartigen Charakter annimmt; in die dicke Ölfarbe werden mit der Pinselspitze Spuren eingekratzt; die Pastellfarbe wird mal pudrig, mal samtig aufgetragen.
Austin Eddy, The Card Players, 2023-2024, Oil on canvas, 172.7 x 121.9 cm, Foto: Stan Narten
Obwohl Eddys Werke immer autobiografisch sind, sind sie nicht illustrativ und erzählen keine konkreten Geschichten. Anstelle einer Erzählung verströmen die Bilder eine schwer zu fassende Lyrik: ruhig und doch verspielt, konturiert und doch offen, hell und doch gedämpft.
Austin Eddy (geb. 1986) erhielt seinen BFA von der School of the Art Institute of Chicago im Jahr 2010. Er lebt und arbeitet in Brooklyn, New York. Seit seinem Abschluss hat er international ausgestellt. Zu seinen jüngsten Einzelausstellungen gehören „Still Life“ im Kunstverein Heilbronn und „Songs For The Sun“ in der Galerie Presenhuber in Zürich (beide 2024).
Außerdem hatte Austin Eddy Einzelausstellungen in der Berggruen Gallery, San Francisco, USA (2023); Consortium, Dijon, FR (2022); Galerie Presenhuber, New York, USA (2022); Baldwin Gallery, Aspen, USA (2021); Half Gallery, New York, USA (2020); SoCo Gallery, Charlotte, USA (2019), The University of Kentucky Hospital, Lexington, USA (2013) und The Horticultural Society of New York, USA (2013).
Er war Teil von Gruppenausstellungen in The De La Cruz Collection, Miami, USA (2023 – 2024); Art And Newport at The Vernon House, Newport, USA (2023); Frestonian Gallery, London, UK (2022); The Urban Institute of Contemporary Art, Grand Rapids, USA (2022); The Pit, Los Angeles, USA (2021); The Museum of Contemporary Art Detroit, USA (2019); Shrine Gallery, New York, USA (2019); Galleri Thomassen, Göteborg, SE (2018); The New Hampshire Institute of Art, Manchester, USA (2016); Adams And Ollman, Portland, USA (2015); Museum of Contemporary Art of Georgia, Atlanta, USA, (2014).
Vernissage: Samstag, 01. März 2025, 18 – 20 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 01. März – Samstag, 19. April 2025
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Bildunterschrift Titel: Austin Eddy, Everything In Its Place, 2024, Oil, pastel on canvas, 86.4 x 116.8 cm, Foto: Stan Narten
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