post-title James Benning & Danh Vo | jb & dv | neugerriemschneider | 15.02.-15.03.2025

James Benning & Danh Vo | jb & dv | neugerriemschneider | 15.02.-15.03.2025

James Benning & Danh Vo | jb & dv | neugerriemschneider | 15.02.-15.03.2025

James Benning & Danh Vo | jb & dv | neugerriemschneider | 15.02.-15.03.2025

bis 15.03. | #4568ARTatBerlin | neugerriemschneider (Linienstraße) präsentiert ab 15. Februar 2025 (Vernissage: 14.02.) die Ausstellung „jb & dv“ der Künstler James Benning und Danh Vo.

Die langjährige Freundschaft zwischen James Benning und Danh Vo, geprägt vom gemeinsamen Interesse an der Erschließung von Geschichten anhand von Details und Relikten, findet mit jb & dv bei neugerriemschneider erstmals Ausdruck in einer Ausstellung mit beiden Künstlern. Im Zentrum ihrer jeweiligen Praxis stehen gefundene, gesammelte un reproduzierte Objekte, die sie in reduzierten Inszenierungen abbilden oder neu präsentieren. In differenzierter Annäherung an ihre Sujets extrahieren sie aus deren unterschiedlichen geografischen und kulturellen Attributen politische und persönliche Bedeutung in Form nuancierter Erzählungen. jb & dv hebt die Berührungspunkte ihrer Ansätze durch eine Auswahl aktueller filmischer, skulpturaler und fotografischer Werke hervor, die sich mit den Themen Porträt, Hommage, Erinnerung und Ökologie auseinandersetzen, wobei die Methoden der beiden Künstler auf subtile Weise aufeinander wirken.

Von entscheidender Bedeutung ist das dekonstruierte Porträt, das sowohl Benning als auch Vo dazu dient, den Prozess der Identifikation zu hinterfragen. Indem die Künstler äußerliche Merkmale isolieren, hervorheben oder weglassen, definieren sie ihre Figuren neu. Bennings clothes (2024) umfasst Kleidungsstücke von acht Persönlichkeiten, die seine Vorstellung von ikonoklastischer Radikalität geprägt haben: Die Arbeit kombiniert Pullover, Jacken, Kleider und Shirts von Angela Davis, Cesar Chavez, Elizabeth Eckford, Rick St. Germaine, Pater James Groppi, Patty Hearst, Jacqueline Kennedy Onassis und John Lennon mit den bekannten Fotografien, nach denen sie reproduziert wurden. Ein Auszug aus Bennings demnächst erscheinenden Memoiren erweitert ebenfalls die Grenzen des Porträts. In dem präsentierten Tagebucheintrag von 1972 beschreibt er auf berührende und prägnante Weise den Austausch mit seinem Vater, dessen Charakter und Einfluss auf seine persönliche und kreative Entwicklung. In beiden Werken lässt der Künstler die Zeit in sich zusammenfallen, um Aspekte von Archivierung, Abbild und Verkörperung zu ergründen. In Vos untitled (2021) ist ein römischer Marmorkopf aus dem ersten Jahrhundert, dessen Gesichtszüge im Laufe der Jahrtausende an Kontur verloren haben, auf einer Holzstruktur platziert. Letztere steht wiederum auf einem Kühlgerät, in dem zwei Bronzebeine hängen, die denen des Künstlers Heinz Peter Knes nachgebildet wurden. Umrahmt von Glas und Stahl, kreuzen sich die Füße leicht, ihre Zehennägel sind poliert. Es genügt nicht, die Füße von Knes in Bronze zu gießen, Vo hält sie auch kühl. Findig und sinnlich, porträtiert die Arbeit auch den Akt des Bewahrens.

Für Benning und Vo ist die Natur ein Erinnerungsspeicher, der Mensch untrennbar und wechselseitig mit der Umwelt im Austausch. In seinem Dreikanalfilm Poppy Fields near Gorman (2019) zeigt Benning Mohnfelder in Südkalifornien während einer Superblüte, einem seltenen botanischen Phänomen, das nach monatelangen Regenfällen die trockenen Wüstenhänge in eine farbenreiche Landschaft in Gelb-, Orange- und Violetttönen verwandelt. Die Blumen der Projektionen wiegen sich im Wind, vom Künstler auf ein Fünftel der Geschwindigkeit reduziert, sodass sich die Einzelbilder ineinander auflösen. Akustisch untermalt von Vogelgesängen und leisem Windrauschen nehmen die Aufnahmen eine malerische Sanftheit an, welche die Bedrohung, die Naturwundern innewohnt, sowie die zu dem gezeigten Schauspiel führenden verheerenden Dürreperioden verbirgt.

Vos 2.2.1861 (2009 – fortlaufend), ausgeführt in der kalligrafischen Handschrift seines Vaters, reproduziert einen Brief von Théophane Vénard (1829 – 1861), in dem sich der katholische Missionar vor seiner Hinrichtung in Vietnam zum Abschied von seinem Vater mit einer Blume vergleicht, die von einem Gärtner abgeschnitten wird. Mit dem Umzug auf den Güldenhof, einen Gutshof nördlich von Berlin, begann Vo, die dort wachsenden Blumen zu fotografieren. Durch ihre generische Qualität ist den Bildern eine enzyklopädische Aura zu eigen, die der Künstler intensivierte, indem er seinen Vater die zweiteiligen lateinischen Pflanzennamen mit Bleistift ergänzen ließ. Für die Arbeiten in der Ausstellung kehrte Vo nach Berlin zurück, fotografierte in einem örtlichen Blumenladen und bat seinen Vater, nur die assoziative erste Hälfte des lateinischen Begriffs (Rosa, Chrysanthemum) aufzuschreiben. Zu sehen sind Schnittblumen, die zu den Sakramenten des Lebens, der Liebe und des Todes verkauft werden. Wie ihre Abbildungen können sich diese Stadtblumen von ihrer gesellschaftlichen Rolle nicht befreien, tragen aber dennoch eine erdige Mystik in sich.

Werke von James Benning (geb. 1942) wurden in Einzelausstellungen internationaler Museen und Institutionen gezeigt, darunter FAHRBEREITSCHAFT, Berlin (2024); Kunstverein in Hamburg, Hamburg (2015); Kunsthaus Graz, Graz (2014); VOX, centre de l’image contemporaine, Montréal (2014); Naturhistorisches Museum Wien, Wien (2014), und Argos, Centrum voor Kunst en Media, Brüssel (2012). Darüber hinaus nahm der Künstler an bedeutenden Gruppenausstellungen teil, etwa an der Whitney Biennial in New York (1979, 1981, 1983, 1987, 2006, 2014) sowie der documenta 12 (2007) und der documenta 6 (1977) in Kassel. Vorführungen und Retrospektiven seiner Filme fanden in zahlreichen Institutionen statt, darunter Film Society of Lincoln Center, New York; Whitney Museum of American Art, New York; Kunstmuseum Basel, Basel; Museum of the Moving Image, New York, und Arsenal – Institut für Film und Videokunst, Berlin. Zudem wurden sie auf Filmfestivals wie den Internationalen Filmfestspielen Berlin, dem Sundance Film Festival, den Internationalen Filmfestspielen Wien und dem Toronto International Film Festival gezeigt. Benning lebt und arbeitet in Val Verde, Kalifornien.

Werke von Danh Vo (geb. 1975) wurden in Einzelausstellungen internationaler Museen und Institutionen gezeigt, darunter Secession, Wien (2021); Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean, Luxemburg (2021); The National Museum of Art, Osaka (2020); South London Gallery, London (2019); M+, Hongkong (2018); Capc musée d’art contemporain de Bordeaux, Bordeaux (2018); Solomon R. Guggenheim Museum, New York (2018); National Gallery Singapore, Singapur (2016); Museum Ludwig, Köln (2015); Museo Jumex, Mexiko-Stadt (2014); Villa Medici, Rom (2013); Museion, Bozen (2013); Musee ́ d’Art Moderne de la Ville de Paris, Paris (2013); Art Institute of Chicago, Chicago (2012); Kunsthaus Bregenz, Bregenz (2012); Kunsthalle Fridericianum, Kassel (2011); Statens Museum for Kunst, Kopenhagen (2010); Kadist, Paris (2009); Kunsthalle Basel, Basel (2009), und Stedelijk Museum, Amsterdam (2008). Vo lebt und arbeitet in Berlin, Güldenhof und Mexiko-Stadt.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: mail@neugerriemschneider.com.

Vernissage: Freitag, 14. Februar 2025, 18 – 21 uhr

Ausstellungsdaten : Samstag, 15. Februar 2025 bis Samstag, 15. März 2025

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Bildunterschrift Titel: James Benning, Poppy Fields near Gorman, 2019  © James Benning. Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin

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