post-title Jamie Luoto und Tonia Nneji | When Dusk Falls | Kristin Hjellegjerde Gallery | 18.07.-31.08.2024

Jamie Luoto und Tonia Nneji | When Dusk Falls | Kristin Hjellegjerde Gallery | 18.07.-31.08.2024

Jamie Luoto und Tonia Nneji | When Dusk Falls | Kristin Hjellegjerde Gallery | 18.07.-31.08.2024

Jamie Luoto und Tonia Nneji | When Dusk Falls | Kristin Hjellegjerde Gallery | 18.07.-31.08.2024

bis 31.08. | #4348ARTatBerlin | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin zeigt ab 18. Juli 2024 die Duo-Ausstellung When Dusk Falls den Künstlerinen Jamie Luoto und Tonia Nneji.

„When Dusk Falls“, die Duo-Ausstellung mit Gemälden von Jamie Luoto und Tonia Nneji in der Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin, erforscht die komplexen psychologischen Auswirkungen von Traumata in Bezug auf den weiblichen Körper und das Potenzial der Kunst als kraftvolle Form der Enthüllung und des Widerstands.

Die Gemälde von Jamie Luoto sind Teil einer fortlaufenden Untersuchung ihrer eigenen Erfahrungen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung. In Anlehnung an das Okkult- und Horrorgenre verwendet sie eine symbolische Bildsprache, um unsichtbare Symptome des sexuellen Missbrauchs wie Flashbacks, Albträume, Dissoziation und belastende Gedanken sichtbar zu machen. Während Luoto normalerweise mit Selbstporträts arbeitet, hat sie für diese Ausstellung auch eine Reihe kleinerer Stillleben geschaffen, die die Art und Weise erforschen, wie unsere inneren Erfahrungen in unsere Wahrnehmung der Welt um uns herum einfließen und diese verändern können. So wird beispielsweise in „Are You Good Men and True?“ eine weiße Porzellankatze sowohl zum Symbol für die in die Ecke gedrängte weibliche Figur als auch zu einer Autoritätsfigur, die über die „Männer” urteilt, auf die durch das immer wiederkehrende Motiv der Kondome in Luotos Werk angespielt wird. Diese Symbolik findet sich auch in „The Douter“ wieder, wo die nun realistisch erscheinende Katze wie besessen wirkt und sich in ihren Augen die Umrisse von Kondomen oder „Geistern”, wie Luoto sie nennt, spiegeln. Ein weiteres Beispiel ist „At the Event Horizon“, wo die weibliche Figur katzenhaft an einer Pfütze mit Flüssigkeit leckt, aus dessen Oberfläche Kondome aufzusteigen scheinen.

Die Übertragung von Bildinhalten zwischen verschiedenen Gemälden verstärkt das Gefühl der Klaustrophobie, das in „The Black Fell Open“ – dem größten und vielleicht komplexesten Werk der Ausstellung – am stärksten ausgeprägt ist. Erneut ist eine nackte Figur auf allen Vieren zu sehen, diesmal von uns abgewandt, mit einer schwarzen Katze zwischen ihren Schenkeln. Die Katze entblößt sich und verdeckt gleichzeitig die Figur. Die Katze scheint durch die Beine der Figur hindurchzugehen und als eine weitere menschliche Figur aufzutauchen, die zusammengekauert ist und eine Papiertüte über dem Kopf trägt. Dies ist laut Luoto „das dissoziierte Selbst“. Über den Figuren hängen tote Vögel kopfüber an Schnüren und auf dem Laken sind rote Äpfel, an denen Mäuse knabbern, verstreut. Wie bei allen Kompositionen von Luoto sind die Bilder mit mehreren potenziellen Bedeutungen aufgeladen, die es den Betrachter*innen ermöglichen, ihre eigenen Assoziationen zu ergründen.

Die nigerianische Künstlerin Tonia Nneji setzt sich in ähnlicher Weise mit einer von Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen geprägten Kultur auseinander, insbesondere in Hinblick auf den Einfluss von Religion. Im Jahr 2014 wurde bei ihr das polyzystische Ovarialsyndrom diagnostiziert, doch anstatt ihr medizinische Hilfe anzubieten, wurde ihr von ihren Familienmitgliedern zugeredet, an Kirchenveranstaltungen teilzunehmen. „Das war ihre Lebensauffassung, und ich habe es ihnen nie zum Vorwurf gemacht“, sagt sie, „aber leider hat in Nigeria und den meisten westafrikanischen Ländern die Religion Vorrang vor der Medizin.” Dies führte dazu, dass Nneji, wie viele andere Frauen auch, das Gefühl hatte, über ihren eigenen Körper machtlos zu sein – ein Gefühl, das sich in den dunklen, höhlenartigen Hintergründen in denen ihre Figuren dargestellt werden, widerspiegelt.

Gleichzeitig beherrschen jedoch ihre Figuren diese Räume und beanspruchen sie für sich. Sie sind in helle, gemusterte Stoffe gekleidet und blicken die Betrachter*innen direkt an. In einem Werk sitzt eine Frau am oberen Ende eines Korridors aus verschlungenen Bögen, der an die imposante Erhabenheit von Kirchenarchitektur erinnert. Ihre Haltung ist von Trotz und Gleichgültigkeit geprägt – sie ist barfuß, ihr Kleid fällt ihr von den Schultern und zwischen den offenen Beinen herunter. In anderen Bildern wird der Widerstand subtiler ausgedrückt. In einem weiteren Gemälde, das einen vergleichbaren Raum zeigt, steht eine Figur in einem Kleid, das mit Bildern eines (männlichen) Pfarrers und verschiedener Heiliger versehen ist. „Wir leben in einer Gesellschaft, in der Menschen, die sich zu einer Sache bekennen, immer zeigen wollen, dass sie zu dieser Gruppierung gehören“, sagt Nneji. „So ist es durchaus üblich, in eine bestimmte Kirche zu gehen und Menschen zu sehen, die Kleidung tragen, die von dieser Kirche mit Symbolen bedruckt wurden.” In Nnejis Arbeit wird diese Form von Textil zu einem Symbol des Besitzes und des Eingesperrtseins statt der Zugehörigkeit, gegen das sich ihre Figuren jedoch durch ihre eigenen Verzierungen auflehnen, wie zum Beispiel durch ein rotes Stoffband, welches um die Taille gebunden oder in einer Hand gehalten wird.

Entscheidend ist, dass in den Arbeiten beider Künstlerinnen der weibliche Körper selbst nicht nur ein Ort der Gewalt, sondern auch des Widerstands ist. Sie stärken den weiblichen Körper, indem sie das Unsichtbare und Verdrängte sichtbar machen, indem sie ihr Trauma und ihre Verletzlichkeit teilen, aber auch indem sie die Betrachter*innen konfrontieren und Unbehagen hervorrufen.

Vernissage: Mittwoch, 17. Juli 2024, 18:30 Uhr

Ausstellungsdaten: Donnerstag, 18. Juli  – Samstag, 31. August 2024

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Bildunterschrift Titel: Jamie Luoto, The Douter, 2024 | Öl auf Leinwand, 55.9 x 40.6 cm (links); Tonia Nneji, Time Passing 2, 2024 | Öl auf Leinwand, 121.9 x 152.4 cm (rechts)

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