bis 18.12. | #4481ARTatBerlin | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin zeigt ab dem 23. November 2024 (Vernissage: 22.11.) die Ausstellung „A Room Filled With Memories, Where Everything Feels Ordinary Until It Is Not“ mit der Künstlerin Maeve van Klaveren.
Maeve van Klaverens Zeichnungen entführen in eine Zwischenwelt: A Room Filled With Memories, Where Everything Feels Ordinary Until It Is Not – so der Titel ihrer Einzelausstellung in der Galerie Kristin Hjellegjerde in Berlin – ist der Ort, an dem die Grenzen zwischen der inneren und der äußeren Welt weich und durchlässig werden, an dem sich die Schichten der Zeit auflösen. Gemalt in zarten, texturierten Tönen, spiegeln diese ruhigen, intimen Szenen eine persönliche und kollektive Umgebung wider und zeigen, wie vergangene Erfahrungen und Träume die Gegenwart durchdringen.
Van Klaverens Kompositionen basieren auf ihren täglichen Beobachtungen und Gedanken, die sie schriftlich festhält, bevor sie gefundenes Bildmaterial und eigene Fotografien nutzt, um eine visuelle Erzählung zu entwickeln, die sich langsam durch den Zeichenprozess und ihre Farbgestaltung entfaltet. Sie sieht jedes der Werke in dieser jüngsten Ausstellung als eine individuelle Geschichte, die sich innerhalb ihrer eigenen Grenzen abspielt, aber auch zu einer größeren Stimmung beiträgt. So fällt zum Beispiel die wiederkehrende Präsenz von Katzen auf. In „Nowhere We Need to Be“ liegt eine Katze friedlich schlafend in der Kurve des Frauenkörpers, während die Protagonistin in „Together“ von drei Katzen begleitet wird: eine liegt auf ihrem Schoß, eine andere hat sich an ihren Oberschenkel geschmiegt, während die Dritte über der Schulter hängt; ihre gelbe Augen scheinen den Betrachter direkt anzustarren. In beiden Werken scheinen die Katzen nicht nur Begleiter, sondern auch Erweiterungen der Figuren zu sein – verschiedene Ichs oder emotionale Zustände, die sich in Katzengestalt manifestieren.
Auch die Frau in „Reading“ hält eine Katze – allerdings handelt es sich diesmal um eine bildliche Darstellung auf dem Cover ihres Buches De Zwarte Cat (Die schwarze Katze) von Edgar Allen Poe. Poes Horrorgeschichte, in der der Erzähler sich mit Katzen anfreundet und sie dann quält, scheint zunächst im Widerspruch zu der ruhigen, häuslichen Szene zu stehen, die van Klaverens Figur einnimmt. Doch es gibt subtile Hinweise darauf, dass die Fantasiewelt, in die sie eingetreten ist, in ihre Realität durchsickert: Das schwarze Muster auf dem Sockel ihrer Lampe sickert durch die Ränder, während der tintenblaue Raum um sie herum die Idee eines Übergangszustands, der einbrechenden Nacht, evoziert.
„Keepsake“, eine von zwei Zeichnungen in der Ausstellung, auf denen die weibliche Figur fehlt, hat die Form eines traditionellen Stilllebens mit einer Vase mit Blumen und Früchten auf einem Tisch. Wie für das Genre typisch, gibt es ein Memento mori – eine geschwärzte Blüte – aber auch eine Auswahl intimerer Gegenstände: violette Kristalle, eine Muschel, gefleckte Kieselsteine, eine winzige schwarze Hand. Wir vermuten, dass es sich dabei um die Andenken aus dem Titel der Zeichnung handelt, oder, wie van Klaveren es ausdrückt, um „beseelte Objekte“, die die Erinnerungen der Figur, die sie gesammelt (oder gezeichnet) hat, in sich tragen und gleichzeitig als eine Art Angebot an den Betrachter dienen. Es sind Objekte, die zur Selbstreflexion einladen und die das Potenzial haben, zu heilen, zu trösten und zu stärken“, sagt van Klaveren.
Objekte in Zeichnungen wie „Time Passing Through“ und „As the Day Grows Dim“ mögen alltäglicher erscheinen, aber ihre Positionierung innerhalb der Komposition fügt eine ähnliche Ebene der Faszination hinzu. In der ersten Zeichnung sitzt die Figur an einem Tisch und spielt mit ihrer Halskette; vor ihr liegen ein Notizbuch, ein halb mit einer grünen Flüssigkeit gefüllter Becher und ein aufgeschnittener Apfel sowie der Holzgriff eines Messers. Hinter ihr hat der Raum seine Kanten verloren und ist fast abstrakt geworden – je länger wir hinschauen, desto weniger sind wir uns sicher, ob wir einen häuslichen Raum oder eine Szene im Freien sehen. In „As the Day Grows Dim“ spielt die Protagonistin mit einer Orange, den Blick nach unten auf die Schale gerichtet; neben der Schale liegt etwas, das wie ein winziges hölzernes Paddel aussieht, und ein Kieselstein, der auf einem Deckchen arrangiert ist, hinter ihr stehen eine großblättrige Zimmerpflanze und eine neue Kerze, deren Docht ungeschnitten herabhängt. Nichts an diesen Gegenständen ist für sich genommen besonders bemerkenswert, aber in van Klaverens sorgfältigen Kompositionen sind sie mit latenten Möglichkeiten gefüllt.
Andere Zeichnungen wie „The Garden“ und „Awaking“ zeigen Gruppen von Frauen in Außenräumen, die sich dennoch intim, taktil und geschlossen anfühlen. Das liegt vor allem an der Farbpalette und den weichen Texturen der Pastell- und Aquarellfarben, die van Klaveren verwendet, aber es gibt auch eine sanfte Synergie zwischen den Figuren und der Umgebung. In „The Garden“ zum Beispiel liegt eine gelb gekleidete Frau entlang der Horizontlinie, wobei sich die Kurven ihres Körpers kaum von der Oberfläche abheben, auf der sie liegt, während vor ihr eine andere Figur barfuß sitzt und mit dem Stiel einer Blume spielt. In ähnlicher Weise scheinen die Figuren in „Awaking“ nicht nur in völliger Ruhe in der Landschaft zu sein, sondern ein Teil von ihr, wie Flüsse und Hügel oder alte Felsformationen.
Van Klaveren hat ihren Farbgebrauch als Ausdruck von Gefühlen beschrieben; dasselbe könnte man auch von den Objekten sagen, die sie darstellt. Es sind Zeichnungen, die sich vor dem Auge des Betrachters entfalten, in der Schwebe zwischen Zerbrechlichkeit und Kraft, Angst und Ruhe.
Vernissage: Freitag, 22. November 2024, 18 – 20 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 23. November 2024 – Mittwoch, 18. Dezember 2024
Bildunterschrift Titel: Maeve van Klaveren, In the Fading Light,, 2024 | Pastellkreide, Pastellstift, Kohle und Aquarell auf Papier, 125 x 175 cm
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