bis 18.01. | #4520ARTatBerlin | Galerie Nordenhake Berlin zeigt ab 23. November 2024 die Ausstellung Hängepartie des Künstlers Meuser.
„Im Ruhrpott wird traditionell eher tief- als hochgestapelt,“ so Meuser über die Sprache seiner Herkunft. Dementsprechend präsentiert der Künstler mit Hängepartie seine sechste Einzelausstellung in der Galerie Nordenhake Berlin und seine Zehnte mit der Galerie Nordenhake. Der industrielle Hintergrund seines Materials, der in das Schaffen des Künstlers einfließt, spiegelt sich sowohl in seiner lakonischen Bildfindung als eben auch im humorvoll hintersinnigen Duktus seiner Titel, die in dieser Ausstellung mit Skulpturen aus den Jahren zwischen 1970 und 2024 sichtbar werden.
Nachdem der Überbau des Beuys Studium ab 1968 Vorwissen ohne Ende aber Ratlosigkeit hinterlässt, zieht Meuser den Schlussstrich dazu 1975 mit der Aufforderung von Imi Knoebel „Ist gut jetzt, mach einfach.“ Woraufhin der Künstler auf den Schrottplatz geht, „aus der Not heraus,“ und dabei zu seinen Anfängen findet. „Ich bin emotional richtig eingetaucht. Ob das gestunken hat, kaputt, fettig oder dreckig war, da konnte ich abstrahieren.“ Meuser arbeitet mit Schrott-Fundstücken und so entsteht der erste Arbeitsschritt im Schweifen des Blicks über diesen Ort des Ausrangierten. Entgegen den bekannten künstlerischen Theorien des objet trouvé, bedient sich der Künstler dabei nicht des Phantastischen, sondern schafft Assoziationsketten zu einer Auseinandersetzung mit dem Wesen der Dinge und ihren Alltagserfahrungen. „Ich würde nie einen Kühlschrank nehmen, das wäre mir viel zu wirklich. Mich interessiert Formensprache nur, wenn ich sie wieder in etwas anderes übersetzen kann. Wenn ich Formen entdecke, die mir nicht geläufig, aber eine spezifische Eigenartigkeit haben, dann interessieren sie mich.“ Dass dabei eine Wertschätzung von Schrott als Werkstoff stattfindet, ist aufgrund von Meusers Biografie wenig verwunderlich, der in Essen als Sohn eines Ingenieurs aufwächst und seinen Vater auf Prüfungen von Industrieunternehmen im Ruhrgebiet begleitet.
Der Künstler bearbeitet die ausgewählten Stücke minimal; kürzt, verlängert und streicht. Sie werden fast traditionell als Träger von Form und (industrieller Nicht-) Farbe verstanden. In Fortsetzung des Materials verwendet Meuser vorwiegend Rostschutzfarben, Industrielacke oder Ölfarben; rötliches Bundesbahnbraun, Signalgelb oder blaustichiges Containergrau, „auf jeden Fall Farben, da hätte Mondrian zu mir gesagt: Du bist nicht mehr mein Freund.“ Durch diesen Einsatz von Farbe und die „Wandung“ der Skulpturen, wie Meuser sagt, um bloß jeglichen Überschwang zu vermeiden, erhalten die Arbeiten eine Relation im Raum, häufig an oder auf der Wand platziert, als wären sie Gemälde. Die Ambivalenz der Bildhaftigkeit und andererseits skulpturale Bodenständigkeit der Arbeiten wird zu einem paradoxen Spiel der Bedeutung. Ähnlich wie seine Titel, die er gerne mit Kippenberger „kloppte“, sprechen seine Skulpturen in ihrer Findung und Materialität von einer aufrichtigen Geste und bodenständigen Poesie, die durch ihre selbstverständliche Vieldeutigkeit herausfordern. „Schrott, da gibt es ja Tonnen. Da ist auch viel Müll dabei.“
Vernissage: Freitag, 22. November 2024, 18:00 – 20:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 23 November 2024 – Samstag, 11. Januar 2025
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Bildunterschrift Titel: Meuser, courtesy of Galerie Nordenhake Berlin
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