bis 07.11. | #0231ARTatBerlin | Grimmuseum freut sich, ab dem 24. Oktober 2015 die Gruppenausstellung ON FIRE – Notions of Community in Post-Apartheid South Africa zu präsentieren. Sie ist kuratiert von Manuel Osterholt.
..imagine a community with as lose a form as you will -even formless: the only condition is that an experience of moral freedom be shared in common, and not reduced to the flat, self-cancelling, self-denying meaning of particular freedom
J. Bataille, in Jean-Luc Nancy’s „La communaute desoeuvree” (Die undarstellbare Gemeinschaft).
Die Ausstellung ON FIRE bringt fünf südafrikanische Fotografen unterschiedlicher Generationen nach Berlin (u.a. Andrew Tshabangu, Sabelo Mlangeni, Musa Nxumalo und Dean Hutton). Sie alle legen einen Fokus auf verschiedene Aspekte des sozialen Lebens, wie Spiritualität, Identität, Immigration, Familie und LGTBI (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersex). Hierdurch wird in ihren visuellen Ansätzen der Begriff der „Gemeinschaft“ im spezifischen Kontext der „Rainbow Nation“ auf unterschiedliche Art und Weise dokumentiert und befragt, offengelegt und/oder neu interpretiert.
Die Idee der „Gemeinschaft“ schöpft aus einem immensen Pool an sozialen Narrativen und politischen Phantasien – von verloren gegangenen Utopien der Vergangenheit hin zum Verlangen nach einem Zusammengehörigkeitsgefühl für die Zukunft. Banalisiert durch die häufige Verwendung in sozialen Medien jeglicher Art, benutzt und ausgenutzt in politischen Reden verschiedener, wenn nicht sogar gegensätzlicher Tendenzen, erscheint „Gemeinschaft“ als ein Portmonteau-Wort. Genauer gesagt, als ein Gemeinplatz.
Darüber hinaus können wir, in Bezug auf den französischen Philosophen J.L. Nancy, fragen: Hat die Entstehung von entkolonialisierten Gemeinschaften, unser gesteigertes Bewusstsein darüber und die Entwicklung an noch nie dagewesenen Formen des Zusammenseins (durch Informationskanäle, sowie durch eine sogenannte „multi-racial“ Gesellschaft) denn in irgendeiner Art und Weise eine echte Neubelebung der Frage nach Gemeinschaft ausgelöst?
In der Ausstellung wird eine visuelle Annäherung an diese Frage untersucht. Die Auswahl an Fotografien (re)präsentiert Gemeinschaften, die sowohl in konkreten sozialen Realitäten in Südafrika als auch in projizierten, phantasmagorischen und fantasierten Landschaften existieren. Da Gemeinschaften an unerwarteten Orten auftauchen, kreieren sie einen Bereich zwischen dem Globalisierten und dem Fragmentierten. Im Unterschied zu anderen Identitäts- oder Bedeutungsträgern (Religion, Gender, „Ethnizität“, etc), erscheint die „Gemeinschaft“ zum einen als ein besonders nützliches Konzept, um die Komplexität von zerstörten Realitäten in der Krise von alten, stabilen Identifikationsmodellen zu beschreiben und zum anderen als eine konkrete Praxis, die es schafft (oder eben auch nicht) ein Gefühl des Miteinanders und der Zugehörigkeit herzustellen. Was „Gemeinschaft“ erzeugen kann, scheint immer wieder neu definiert werden zu müssen. Von der Verbundenheit in einer spirituellen Erfahrung eines religiösen Gefühls (wie in den Arbeiten von Andrews Tshabangu portraitiert) zu der Dokumentation illegaler Arbeitsmigranten in Dean Huttons „Zuma Zumas“ Serie – Gemeinschaften erscheinen in diesen Arbeiten als eine Verteilung, Verbreitung und Imprägnierung von Identität in Pluralität, die nach der Möglichkeit einer „absoluten Immanenz des Menschen als Mensch“ fragen.
Im Rahmen des Programms von ON FIRE 2014 -2015. Initiiert und produziert von Constanza Macras | Dorky Park. Unterstützt von der Kulturstiftung des Bundes, IFA – Institut für Auslandsbeziehungen, Rudolf von Augstein Stiftung.
Vernissage: Freitag, 23. Oktober, 19 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 24. Oktober – Samstag, 07. November 2015
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Bildunterschrift: Musa N. Nxumalo, Sihle Khambule (1) – Alternative Kidz series, 2009. Courtesy of the artist and SMAC gallery.
ON FIRE – Grimmuseum – Kunst in Berlin ART@Berlin