post-title Willem De Rooij | Root | Galerie Thomas Schulte | 14.09.-28.10.2023

Willem De Rooij | Root | Galerie Thomas Schulte | 14.09.-28.10.2023

Willem De Rooij | Root | Galerie Thomas Schulte | 14.09.-28.10.2023

Willem De Rooij  | Root | Galerie Thomas Schulte | 14.09.-28.10.2023

bis 28.10. | #4040ARTatBerlin | Galerie Thomas Schulte präsentiert ab 14. September 2023 die Installation „Root“ des Künstlers Willem De Rooij.

Root ist eine neue Installation von Willem de Rooij, die speziell für die Galerie Thomas Schulte entwickelt wurde. Sie berührt Begriffe wie Identität und Nationalismus und stellt ein Gemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert, eine Leihgabe des Stadtmuseums Berlin, vierunddreißig einzigartigen fotografischen Antworten von De Rooij gegenüber.

Im siebzehnten Jahrhundert gab es in der niederländischen Republik viele produktive Maler, die zahlreiche spezialisierte Malereigattungen entwickelten. Die einzelnen Künstler eigneten sich die formalen und ikonografischen Techniken der anderen an, was zu einer reichen und komplexen visuellen Kultur führte. Aufgrund ihrer Innovationen waren die niederländischen Künstler bei wohlhabenden Mäzenen in ganz Europa begehrt.

Einer von ihnen, Willem Frederiksz van Royen (ca. 1645, Haarlem, NL-1723, Berlin), kam 1669 aus der Niederländischen Republik nach Berlin, um Hofmaler des brandenburgischen Kurfürsten Friederich Wilhelm und seines Nachfolgers Friederich I. zu werden. Van Royen wurde später einer der Gründer der Akademie der Künste und danach Direktor und Professor. Inspiriert von Künstlern wie Melchior d’Hondecoeter, spezialisierte er sich auf Blumenstillleben und Menagerien. Diese dekorativen Genres waren bei den Eliten der damaligen Zeit sehr beliebt, und Van Royens Werke hielten deren Lebensstil sowohl fest als auch idealisierten ihn.

Heute befinden sich noch einige Werke Van Royens in Berlin in den staatlichen und städtischen Sammlungen, obwohl viele im Zweiten Weltkrieg geplündert wurden. In einem kleinen Stillleben aus dem Jahr 1712, Orangen, an einem Faden aufgehängt, das sich heute in der Eremitage in Sankt Petersburg befindet, ist eine Gruppe von Orangen dargestellt, die an einer Schnur hängen. In der niederländischen Republik waren Orangen zu jener Zeit ein Symbol für Royalismus, eine Anspielung auf das niederländische Königshaus, das Haus Oranien, und viele Maler nutzten dieses Motiv, um ihre politische Überzeugung zum Ausdruck zu bringen. Auch heute noch signalisiert die Farbe Orange Unterstützung für den niederländischen Nationalstaat und seine Politik.

Jahrhundert bauten die niederländischen Bauern eine große Vielfalt an orangefarbenen Möhrensorten an, die zu einem beliebten Exportprodukt wurden. Es gibt keinen Beweis dafür, dass der daraus resultierende „Hype“ mit dem Monarchismus zusammenhing, aber es ist bekannt, dass Antimonarchisten aus Den Haag 1758 die örtlichen Gemüsehändler zwangen, ihre orangefarbenen Karotten zu verstecken.

Vielleicht hatte van Royen die Monarchie und sein Heimatland im Sinn, als er am 18. Juli 1699 auf einem Berliner Markt eine anthropomorphe Möhre fand. Auf der Rückseite des Gemäldes, das er von der Möhre anfertigte, beschreibt Van Royen, dass sie „in einem Garten am St.-Jürgens-Tor angebaut wurde“. Das bedeutet, dass dieses Werk als realistische Darstellung eines tatsächlichen Objekts betrachtet wurde – ungewöhnlich für die Kunst jener Zeit, wenn auch nicht für Van Royen; die oben erwähnten Orangen und ein auffälliges Paar kleiner Stillleben mit Tulpen sind ebenso naturalistisch. Van Royens Karottenstilleben befindet sich heute in der Sammlung des Berliner Stadtmuseums und ist dort unter dem Titel Rübe registriert.

Willem de Rooij (geb. 1969, Beverwijk, NL) zog 2006 als Stipendiat des Berliner Künstlerprogramms des DAAD von Amsterdam nach Berlin. Seitdem ist er Professor an der Städelschule in Frankfurt am Main und seit 2015 Mentor an der Rijksakademie in Amsterdam. Er ist Co-Direktor des BPA// Berlin Program for Artists, einem Mentorenprogramm für Postgraduierte, das er 2016 mit seinen Kollegen Angela Bulloch und Simon Denny gegründet hat. De Rooij untersucht die Produktion, Kontextualisierung und Interpretation von Bildern durch verschiedene Medien. Aneignung und Zusammenarbeit bilden die Grundlage seiner Methoden und erleichtern die Forschung in Kunstgeschichte und Ethnografie.

In seiner über dreißigjährigen Karriere hat De Rooij immer wieder visuelle und konzeptionelle Darstellungen von Macht hinterfragt. Seit seiner Installation Intolerance (2010) in der Neuen Nationalgalerie in Berlin hat er mehrere Projekte realisiert, die Gemälde von niederländischen Künstlern des 17. Jahrhunderts wie Hondecoeter, Jan Weenix und Dirk Valkenburg zeigen, die alle Teil der Entwicklung des Genres waren, das als Jagdstillleben bekannt wurde. De Rooijs Installationen zeigen, wie diese Künstler die Vorstellungen von Exotik und Nationalismus miteinander verbanden, um das niederländische Imperium zu fördern.

Orange, ein Werk aus dem Jahr 2004, das De Rooij zusammen mit seinem langjährigen Mitarbeiter Jeroen de Rijke (1970-2006) geschaffen hat, ist eine Diashow mit einundachtzig monochromen Orangetönen. Sie thematisiert die Beziehung zwischen dem niederländischen Nationalismus und den rassistischen Impulsen, die der Entwicklung der analogen Fototechnik zugrunde lagen.

Für die Installation Root in der Galerie Thomas Schulte experimentierte De Rooij mit handelsüblichen Bildgeneratoren der Künstlichen Intelligenz (KI), um vierunddreißig einzigartige fotografische Antworten auf Rübe zu entwickeln – eine für jeden Tag, an dem die Ausstellung für das Publikum geöffnet ist.

Die Ergebnisse von De Rooijs Interaktionen mit den für dieses Projekt verwendeten A.I.-Bildgeneratoren sind naturgemäß Kompositionen aus unzähligen Quellen, die von zahlreichen Autoren stammen. Als solche folgen sie dem Verständnis des Künstlers von Zusammenarbeit und Aneignung als untrennbar miteinander verbundene Konzepte. De Rooij veranlasste seine fotografischen Antworten, sich an Van Royens Original anzulehnen. Doch während Van Royens frisches und keck aussehendes Gemüse eine optimistische Vitalität ausstrahlt, sind De Rooijs anthropomorphe Darstellungen weniger idealisiert und schmutziger geworden. Der Schlamm auf und um diese Karottenfiguren erinnert an die Erde, in der sie wachsen. Der Schmutz in diesen Bildern kann also als Schmutz, aber auch als Erde, Land und damit als Territorium und Heimat gelesen werden. Als visuelle Amalgamate haben De Rooijs Renderings eine Ebene der Künstlichkeit gemeinsam mit jedem kultivierten Produkt der niederländischen massenindustriellen Landwirtschaft.

De Rooij und Van Royen teilen starke, aber unterschiedliche Haltungen zur künstlerischen und politischen Ökonomie ihres Heimatlandes. De Rooij, dem es nach eigener Aussage leichter fällt, „aus der Ferne Niederländer zu sein“, setzt sich mit dem aktuellen und historischen Nationalismus und Populismus in den Niederlanden auseinander, um breitere transnationale Fragen anzusprechen. Van Royen hingegen war ein zugewanderter Monarchist, der für einen ausländischen Hof arbeitete. Im Niederländischen sind die Wörter für Karotte und Wurzel ein und dasselbe. Indem er eine orangefarbene Karotte malte, scheint Van Royen auf seine Wurzeln verwiesen zu haben.

Text: Jodie Willmore

Vernissage: Donnerstag, 14, September 2023

Ausstellungsdaten: Donnerstag, 14, September bis Samstag, 28. Oktober 2023, Dienstag bis Samstag, 12 bis 18 Uhr

Zur Galerie

 

 

Bildunterschrift Titel: Willem de Rooij, „Root XXV“, 2023, Archivpigmentdruck, 35 × 35 cm | 13 3/4 x 13 3/4 in, Auflage 1+1 A.P., Courtesy der Künstler und Galerie Thomas Schulte, Berlin

Ausstellung Willem de Rooij – Galerie Thomas Schulte | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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